München – Er war Deutschlands erster Zivi im Umweltschutz, Mitbegründer und langjähriger Chef des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) – nun hat Hubert Weiger mit 72 Jahren sein Amt als Vorsitzender abgegeben. Sein Nachfolger ist der 53-jährige Olaf Bandt.
1975 hatte Weiger den Bund mitgegründet, seit 2007 führte er ihn. Derzeit gehe es darum, „die Energiewende zu retten“ und den Ausstieg aus fossiler Energie und Atomkraft samt Ausbau erneuerbarer Energien zu meistern, sagte Weiger zu seinem 70. Geburtstag vor zwei Jahren. Sein Ziel: Weg „von einer Raubbauwirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft“; seine Vision: „Dass wir 2050 nachhaltig leben, das heißt, dass wir nur noch Produkte haben, die sich in den Kreislauf der Natur zurückführen lassen.“
Als Weiger 1967 sein Forstwirtschaftsstudium begann, gab es kein Umweltministerium; Naturschutz interessierte nur wenige. 1971 wurde Weiger Deutschlands erster Zivildienstleistender im Umweltschutz. 1981 organisierte Weiger, der zeitweise eine Professur in Kassel hatte und als Dozent an der Uni München arbeitete, gemeinsam mit dem Forstbotaniker Peter Schütt die allererste Pressefahrt in einen kranken Wald – der Begriff „Waldsterben“ wurde dabei geprägt. Die Konsequenzen: Kraftwerke wurden umgebaut und Emissionen herausgefiltert.
Der Wald hat sich inzwischen erholt, doch die Themen sind vielfältiger geworden, komplexer – und kontroverser: Das Bund-Gründungsmitglied Enoch zu Guttenberg verließ 2012 den Verband. Sein Vorwurf: Dieser unterstütze die Zerstörung von Landschaftsschutzgebieten und Naturparks. Weiger reagierte betroffen, dennoch sei der Weg richtig. „Ich kann Windkraftanlagen nun mal nicht verstecken. Aber ich kann sie vernünftig planen“, sagte er 2017. Die Bürger müssten an der Energiewende beteiligt werden, etwa über Energiegenossenschaften, „damit sie auch Vorteile davon haben“. Die Betroffenen einzubeziehen, sei wichtig, so Weiger: „Die Grunderfahrung meines Lebens ist, wenn wir als Naturschützer etwas bewirken wollen, müssen wir vor Ort sein.“
Genauso wie Weiger war auch der bisherige stellvertretende Vorsitzende Ernst-Christoph Stolper nicht mehr zur Wahl angetreten. Die Delegierten ernannten Weiger zum Ehrenvorsitzenden des Bund. Sein Nachfolger Olaf Bandt ist Ingenieur für Umwelttechnik und lebt in Brandenburg. dpa