München – Er wollte ihr Geld und hasste seinen Job. Aus Habgier und Heimtücke tötete ein Pfleger (38) aus Polen zwischen 2017 und 2018 sechs ältere Menschen. Er spritze ihnen Insulin, obwohl sie nicht zuckerkrank waren. Drei Personen überlebten seine Attacken. Vom morgigen Dienstag an muss sich der Pfleger vor dem Landgericht München I verantworten. Der Prozess ist bis Mai kommenden Jahres terminiert.
Wenn die älteren Patienten aufgrund der Injektion bewusstlos wurden, durchsuchte er ihre Wohnungen nach Stehlenswertem. Wenn er nichts Wertvolles fand, nahm er auch schon mal einfache Haushaltsgegenstände wie Toilettenpapier oder eine Klobürste an sich. Es vergingen Monate, bis ihm die Polizei auf die Spur kam, bis aufmerksamen Rechtsmedizinern frische Einstichstellen auffielen.
Und tatsächlich waren die Staatsanwaltschaft München II und die Kripo Weilheim im Juni 2017 schon ganz nah an ihm dran. Ein mit Insulin vergifteter Patient, der in Weilheim wohnte, hatte glücklicherweise überlebt. Da die Ankläger bei den Ermittlungen auf einen Todesfall ähnlicher Art in Nordrhein-Westfalen gestoßen waren, der zeitlich vorher lag, gab die Münchner Staatsanwaltschaft ihre Erkenntnisse allesamt nach Duisburg ab. Doch dort passierte nichts.
Telefonate aus München landeten in der Warteschleife. In der Zwischenzeit mordete der Pfleger weiter. Erst in Ottbrunn (Kreis München), wo er in einem Haushalt im Februar 2018 seine größte Beute machte, konnte er noch rechtzeitig vor der Abreise nach Polen gefasst werden. In seinem Zimmer fanden die Beamten diverse Beutestücke, die dem Getöteten gehörten.
Der Prozess ist auf 29 Verhandlungstage angesetzt. Der Angeklagte wird auf Anraten seiner Verteidiger Birgit Schwerdt und Alexander Eckstein keine Angaben machen. Allerdings soll er bei der Polizei einige Taten gestanden haben. Die Vorsitzende Richterin Elisabeth Ehrl wird deshalb die vernehmenden Beamten als Zeugen hören. Den Lebenslauf soll der psychiatrische Gutachter Matthias Hollweg vortragen, der den Angeklagten untersucht hat. Bei ihm geht es aufgrund der zahlreichen Taten auch um eine mögliche Sicherungsverwahrung. ANGELA WALSER