München – „Dabei sage ichdas Wort ,nachhaltig’ eigentlich gar nicht so gern“, grummelte Peter Lorenz, stellvertretender Vorsitzender des Verbands deutscher Seilbahnen bei der Pressekonferenz zum Wintersaisonauftakt gestern in München. „Wir machen es halt: richtig.“
„Richtig“ soll zum Beispielheißen: weniger Energie verbrauchen. Als Beispiel dafür führte Lorenz die Heizung des Panoramarestaurants am Brauneck (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) an. Dort wurde eine Anlage eingebaut, mit der die Abwärme der Antriebsmotoren zum Heizen verwendet wird: Statt 18 000 Litern zuvor wurden vergangenen Winter „nur“ noch etwa 7000 Liter Heizöl verbrannt. Ein ähnliches System gibt es nun auch auf der Jagahüttn am Spitzingsee (Landkreis Miesbach). Außerdem fahren die Seilbahnen zum großen Teil strombetrieben, dafür sollen in Zukunft erneuerbare Energien eingesetzt werden. Es gibt etwa ein Wasserkraftwerk an der Nebelhornbahn und eine Photovoltaikanlage an der Arber-Bergbahn.
Außerdem kümmere sich der Verband um die Pflege der Almwiesen, so Lorenz: „Wir alle wollen schließlich eine funktionierende Kulturwirtschaft in den Alpen.“ Der Vorsitzende Mathias Stauch fügte hinzu: „Wir leben vom Alpenraum. Wir wollen ihn nicht zerstören.“
Auf Nachfrage nach den immer schneeärmeren Wintern erklärte Stauch, dass es dafür genug „schlagkräftige Beschneiungsanlagen“ gebe. Diese nutzen das Regenwasser aus angelegten Stauseen. Auf die Dürrezeiten in den vergangenen Sommern angesprochen, erklärte Lorenz, dass es in den Alpen keine Wasserknappheit gebe – im Gegenteil, dort gebe es „eher zu viel Wasser als zu wenig“.
Überhaupt: „Nachhaltigkeit ist für uns nicht gleich Umweltschutz“, betonte die stellvertetende Vorsitzende Christine Kury. Der Verband achte auch auf seinen ökonomischen und sozialen Fußabdruck. „Unsere Seilbahnen verteilen sich deutschlandweit in relativ strukturschwachen Regionen, in denen wir Arbeitsplätze biete“, so Stauch. Außerdem sollen immer mehr Bahnen barrierefrei werden, für die Inklusion.
Mit diesem Konzept will der Verband in Zukunft noch einen ganz neuen Bereich erobern: den Nahverkehr. „In Südamerika gibt es schon viele urbane Seilbahnen“, erzählte Lorenz. Da soll Deutschland nachziehen. In München wird derzeit eine Machbarkeitsstudie für eine Seilbahn am Frankfurter Ring erstellt. „Und wenn mal eine steht, werden mehrere kommen“, so Kury. „Ich bin da ganz optimistisch.“
Bis dahin aber müssen die Passagiere in Bayern noch mit den Ausflugsbahnen vorlieb nehmen:
Neuerungen bei den bayerischen Bahnen
. Die Jennerbahn in Schönau am Königssee im Berchtesgadener Land wurde komplett erneuert: Eine 10er-Kabinenbahn hat die alte Seilbahn aus dem Jahr 1953 ersetzt. Sie kann 1600 Personen pro Stunde transportieren. . Im Skigebiet Brauneck wurde die alte Finstermünzbahn ersetzt durch einen neuen Sechser-Sessellift: die Schrödelsteinbahn, die mit Wetterschutzhauben und Sitzheizung ausgestattet wurde. . Die alte Eckbauernbahn in Partenkirchen aus dem Jahr 1956 wurde auch eingemottet: Im Mai wurde die neue Seilbahn mit Sechser-Gondeln eröffnet. . Die Nebelhornbahn in Oberstdorf wird derzeit neu gebaut: Dort soll ab 2021 eine barrierefreie Zehner-Kabinenbahn fahren.