Flächen sparen – aber wie?

von Redaktion

Bad Tölz – Bewahrung der landschaftlichen Schönheit auf der einen Seite, immer mehr Wohnraumbedarf auf der anderen. Diesen Spagat müssen die Kommunen bewerkstelligen. Und das mehr denn je, da CSU und Freie Wähler beschlossen haben, einen Maßnahmenkatalog im Landesplanungsgesetz zu verankern, der den Flächenverbrauch bis 2030 auf fünf Hektar pro Tag reduzieren soll – ohne Vorgaben für die Kommunen.

„Die Landschaft hier zu bewahren liegt uns allen am Herzen“, sagte Klaus Ulrich, Abteilungsleiter Landesentwicklung, zu Beginn der Regionalkonferenz der Flächensparoffensive im Landratsamt Bad Tölz. Zwölf Prozent der Gesamtfläche Bayerns fallen unter die sogenannten Siedlungs- und Verkehrsflächen. Das sei relativ wenig, aber die Zunahme des Verbrauchs sei weiterhin sehr stark. Wie kann eine Reduktion also bewerkstelligt werden? „Wir müssen die Innenentwicklung stärken, Flächen effizienter nutzen und Kompetenzen ausbauen“, forderte Matthias Simon vom Bayerischen Gemeindetag. Um das durchzusetzen, sei beispielsweise eine höhere Grundsteuer auf Baulücken denkbar. Man müsse zudem die Baustandards auf den Prüfstand stellen und könne über die Wiederbelebung von Ortsplanungsstellen nachdenken.

„Wir wollten gesichtslose Gebäudekomplexe vermeiden“, sagte Sigrid Meierhofer (SPD), Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen. Sie stellte vor, was ihre Kommune in Sachen Ortsentwicklung erreicht hat. Direkt im Zentrum ist ein lebendiger Bereich entstanden, eine gelungene Verdichtung: 27 Wohneinheiten, ein Hotel mit 18 Appartements und zwei sanierte Altbauten, die für ihre Architektur sogar Preise gewonnen haben. Die historischen Gebäude seien erhalten und weiterentwickelt worden. „Unser Rezept: Ein fairer Bodenpreis, lokale Investoren, hochwertige Architektur und Entscheidungs- und Innovationsbereitschaft bei den Entscheidungsträgern“, berichtet Meierhofer. Wie wichtig es sei, aus bestehenden Gebäuden das Beste rauszuholen, ergänzte die Architektin Anne Beer: „Flächensparen ist eine riesige Chance, mit unserer Kultur produktiv umzugehen.“

Die Gemeinde Otterfing (Kreis Miesbach) hat sich intensiv damit befasst, wie ein ressourcensparendes Flächenmanagement für kleinere, ländlich geprägte Orte möglich ist. Wie Bürgermeister Jakob Eglseder berichtete, ist der Ort durch Zuzug stark gewachsen. Nun werde die Weiterentwicklung schwierig. Die Gemeinde will Gewerbe nun ortsfern halten, alles soll aber fußläufig erreichbar sein. Im Plan markiert sind „untergenutzte“ Grundstücke und Baulücken im Ortskern. Hier sei eine Verdichtung um 850 bis 1000 Einwohner möglich, so Eglseder. Das Problem: Gemeindeeigene Grundstücke könnten leicht entwickelt werden, private nicht. „Im Ortszentrum sind wir auf die Eigentümer angewiesen.“Auch die Entwicklung des Ortsrandes werde weiterverfolgt. „Ich hoffe, dass auch nachfolgende Generationen maßvoll weitermachen und das Ländliche bei uns erhalten bleibt.“

Leni Gröbmaier und Helmut Dinter, die Bürgermeister von Dietramszell (Bad Tölz-Wolfratshausen) und Wessobrunn (Weilheim-Schongau) warfen ein, dass in Gemeinden wie ihren, die sich aus sehr vielen kleinen Weilern zusammensetzen, die Verdichtung ungleich schwieriger sei. Hier müsse man im Einzelfall die Entwicklung von Weilern ermöglichen, sagte Matthias Simon. Stefan Fadinger, Bürgermeister von Gaißach (Bad Tölz-Wolfratshausen), betonte, ein Problem sei der zu hohe Wohnflächenverbrauch pro Einwohner. Heute benötige jeder Über-20-Jährige seine eigene Wohnung, früher hätten die Generationen zusammengelebt. „Darüber sollten wir vielleicht auch einmal nachdenken.“ MELINA STAAR

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