Das Bayern-Museum zieht Erfolgsbilanz

von Redaktion

München/Regensburg – Ein halbes Jahr nach der Eröffnung zieht das neue Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg Bilanz. Bisher hat das futuristisch gestaltete Haus am Donauufer unweit des Doms gut 350 000 Besucher angelockt. Davon haben allerdings nur 230 000 die Dauerausstellung über die jüngere bayerische Geschichte seit 1800 besucht, weitere 64 000 gingen in die im selben Haus untergebrachte Landesausstellung „100 Schätze aus 1000 Jahren“. Der Rest habe wohl nur das Gebäude selbst vom Foyer aus betrachtet, sagte Museumsleiter Richard Loibl. Er sprach dennoch von einer „Erfolgsbilanz“. Man steuere auf 400 000 Besucher zu. Zudem habe das Museum überdurchschnittlich viele jüngere Besucher angezogen – 32 Prozent stammen aus der Altersgruppe bis 30 Jahren. Obwohl das Museum einen internationalen Architekturpreis einheimste und überregional einige Aha-Effekte auslöste – das Fachmagazin „Geo Saison“ schrieb von einem „Must-See-Museum“ –, waren bisher 90 Prozent der Besucher Bayern und davon die meisten in einem 120-Kilometer-Radius um Regensburg zuhause. Loibl glaubt aber, den Anteil ausländischer Besucher noch steigern zu können. Kritik an der Ausstellungskonzeption – etwa an der überdimensionierten Fläche für historische Autos und den FC Bayern – wischte Loibl auch am Montag vom Tisch. Die Ausstellung sei bewusst populär gestaltet. „Wir inszenieren, weil optische Eindrücke beim Publikum gut ankommen.“ Dabei müsse man immer exemplarisch vorgehen und könne nicht alles zeigen. „Wenn Sie ganz Bayern sehen wollen, dann müssen Sie durch Bayern reisen.“

Vielleicht nicht durch ganz Bayern, wohl aber nach Aichach oder Friedberg muss reisen, wer die nächste Landesausstellung sehen will. Sie ist diesmal zweigeteilt und findet ab 29. April 2020 in den beiden schwäbischen Orten statt. Da sie im Wittelsbacher Land liegen, lag auch das Thema nahe: „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“ will erzählen, wie und wann Bayern mithilfe der Wittelsbacher zum Städteland wurde. „Innerhalb von nur drei Generationen“ entstanden zwischen 1200 und 1300 viele Städte und Märkte, die von der jungen Herzogsdynastie gefördert wurden, sagte der verantwortliche Ausstellungsmacher Peter Wolf vom Haus der Bayerischen Geschichte. Eine Besonderheit ist, dass die Besucherführungen diesmal auch nach draußen führen. „Unser größtes Exponat ist die Stadt Aichach“, sagte Wolf.

2020 warten noch weitere Premieren auf ein historisch interessiertes Publikum: Im Mai eröffnet die durch einen Brand nur im Zeitverzug fertiggestellte Bavariathek, ein medienpädagogisches Schulungszentrum direkt neben dem Regensburger Museum. Es sei besonders für Schüler geeignet, sagte Loibl.

Und am 26. September 2020 wird im neuen Museumsbau die Schau „Tempo, Tempo – 1920er in Bayern“ eröffnet. Sie erzählt vom rasanten Wandel vor bald 100 Jahren, als Kultur und Technik viele Neuerungen bescherten, vom Auto bis zum Staubsauger, von Bert Brecht bis hin zu Josefine Baker – letztere allerdings nicht in Bayern, denn die legendäre Nackttänzerin bekam im prüden München glatt ein Auftrittsverbot. DIRK WALTER

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