Das Herz des Museums ist gerettet

von Redaktion

Tausende Besucher kommen Jahr für Jahr ins Ebersberger Waldmuseum. Am Mittwoch ist das Gebäude bei einem Brand schwer beschädigt worden. Doch den Einsatzkräften ist es gelungen, das Herz des Museums unbeschädigt in Sicherheit zu bringen.

VON KATRIN WOITSCH

Ebersberg – Ihren Abschied vom Museum hatte sich Ines Linke wahrlich anders vorgestellt. Sie ist einen Augenblick lang sprachlos, als sie am Donnerstagmorgen vor dem großen Holzbau in Ebersberg steht. Am Boden liegen überall verbrannte Bretter und zerbrochene Dachziegel. Der Rauch hängt schwer in der Luft. Es ist der erste Urlaubstag der Museumsleiterin, Ende Dezember gibt sie ihr Amt offiziell ab. Und das fällt ihr nun noch schwerer, wenn sie das vom Feuer schwer beschädigte Holz-Gebäude sieht.

Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler war das Feuer wohl außerhalb des Museums ausgebrochen – auf der Seite des Daches, auf der sich auch die Photovoltaikanlage befindet. Die Ursache ist noch unklar. Auch ob es sich um Brandstiftung handeln könnte, wird noch ermittelt. Der Ebersberger Bürgermeister Walter Brilmayer war nur etwa 100 Meter entfernt auf einer Weihnachtsfeier in einer Gaststätte. „Von dort aus haben wir die Flammen gesehen“, berichtet er. Das war vermutlich großes Glück. Denn so wurde die Feuerwehr alarmiert, noch bevor der Brandmelder losging.

Brilmayer war noch vor den Einsatzkräften beim Museum. Es waren schlimme Minuten, sagt er am Tag danach. Umso erleichterter war er, als er sah, wie geistesgegenwärtig die Feuerwehren vorgingen. Sie retteten sofort die wertvolle Holzbibliothek aus dem brennenden Gebäude – sie ist das Herzstück des Museums. Weder die Flammen noch das Löschwasser haben die Exponate beschädigt.

Diese Holzmustersammlung stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der Niederaltaicher Benediktinermönch Candid Huber hatte sie angelegt. Er sammelte Blätter, Zweige und Früchte einheimischer Holzarten und sortierte sie in aufklappbare Holzbücher. 114 sind es insgesamt. Mit dieser Bibliothek wollte er die Menschen seiner Zeit für die Natur sensibilisieren. Zu der Sammlung gehören auch forstwissenschaftliche Lehrbücher aus dem 18. Jahrhundert. All das konnten die Einsatzkräfte retten – genau wie die Holzskulpturen der Sonderausstellung, die gerade im Museum zu sehen ist.

Die Leiterin Ines Linke nennt das „großes Glück im Unglück“. Sie erfuhr erst gestern früh von dem Brand und eilte sofort zum Museum. Genau wie etliche Mitarbeiter und Mitglieder des Fördervereins. Auch der Landrat Robert Niedergesäß und Bürgermeister Brilmayer kamen. „Es ist noch viel zu früh, um abschätzen zu können, welcher Schaden entstanden ist“, sagt Linke. Aktuell gehen die Brandermittler von einer Million Euro Schaden aus, berichtet Brilmayer.

Doch für die Ebersberger hat das Waldmuseum nicht nur einen hohen materiellen, sondern auch emotionalen Wert, betont der Bürgermeister. Das Jagerhäusl stammt aus dem Jahr 1740. Es stand ursprünglich in Kirchseeon, war vom Verfall bedroht. Die Stadt Ebersberg bekam das Haus geschenkt, baute es ab und an neuer Stelle wieder auf. Das Waldmuseum soll Besucher darüber informieren, wie der Mensch einst den Wald nutzte, was er dabei verändert hat und welche Konsequenzen das hat. Dafür kaufte die Stadt die Holzbibliothek für damals 25 000 Mark. Brilmayer eröffnete das Museum im Jahr 2004 feierlich. „Wir sind sehr stolz auf unser Waldmuseum“, betont der Bürgermeister. Allein dieses Jahr waren mehr als 10 000 Besucher dort.

Die Holzbibliothek und die anderen Exponate sind nun erst mal in einem Lager der Stadt untergebracht. „Wie groß der Schaden im Inneren des Gebäudes ist, können wir noch nicht sagen“, berichtet Linke. „Wir müssen nun einfach das Beste daraus machen und hoffen, dass wir möglichst viel erhalten können.“ Das sei eine große Herausforderung, bei der sie ihren Nachfolger im Amt gerne unterstützen werde, sagt sie.

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