Warngau/München – Alles Gute kommt von oben? Das kann man in diesem Fall wohl nicht sagen: Erst dachten die Weingands, eine Tür bei der Oma sei zugeschlagen. Sie wohnt auch auf dem Hof. Aber nein, die Oma war es nicht. Es war wohl ein Eisbrocken, der die Familie auf ihrem Hof in Warngau am Samstag aufschreckte und auch einigen Schaden anrichtete. Man kann von Glück sprechen, dass keine Person verletzt worden ist.
Auch wenn der Verursacher erst noch ermittelt werden muss, so viel steht schon fest: Der Eisklumpen hat am Samstag gegen 12.17 Uhr ein Photovoltaik-Element und das Dach der Tenne durchschlagen. Josef Weingand weiß die Uhrzeit deshalb so genau, weil die Technik der Solaranlage zu diesem Zeitpunkt einen Isolationsfehler aufzeichnete. Bemerkt hat der Kfz-Mechaniker und Nebenerwerbs-Landwirt den Schaden erst gegen 16 Uhr, als er Heu für seine Tiere holen wollte. Der 45-Jährige fand sogar noch Bruchstücke des Eisklumpens auf dem Dachboden. „Den hat’s am Alu-Querträger der Anlage zerschmettert“, sagt er. Sicherheitshalber hat er einige Bruchstücke tiefgekühlt aufbewahrt – könnte ja sein, dass er sie wegen einer Schadenersatzforderung noch brauchen kann.
Wenn er Pech hat, bleibt der Landwirt allerdings auf dem Schaden sitzen. Das Luftfahrt-Bundesamt hat für solche Fälle ein Informationsblatt herausgegeben. Eisklumpen können durch undichte Anschlussventile der Wasserleitungen im Flugzeug entstehen, wenn sich außen am Flieger Tröpfchen bilden, die nach und nach zu einem größeren Klotz verschmelzen und dann in tieferen Lagen abfallen. Die Luftfahrt-Bundesbehörde bestätigt auch „Anfragen zu derartigen Vorfällen, wobei auch schon einmal Schäden an Häusern entstanden sind“. Allerdings: Da es sich „nicht um einen Flugunfall oder um eine Flugbetriebsstörung“ handele, hätten die Behörden „hierbei keine Zuständigkeit oder Aufgaben“. Eine Meldung ist bei der Polizei einzureichen, heißt es in dem Merkblatt weiter.
Genau dies hat Weingand auch versucht: „Aber die Polizei in Miesbach wollte den Fall nicht aufnehmen“, berichtet er. So etwas ist den Beamten wohl zu läppisch. Der Landwirt hofft aber, dass er wenigstens die Deutsche Flugsicherung für seinen Fall interessieren kann. „Wenn die Flugsicherung gewillt ist, dann können die das Flugzeug ermitteln“, ist er überzeugt.
Eine Spur zum Flugzeug, von dem der Eisbrocken runtergefallen sein könnte, findet sich auch im Internet. Die Deutsche Flugsicherung unterhält die Flugspurdarstellung „Stanly-Track“, wo sich Überflugrouten aller Flugzeuge im deutschen und internationalen Luftraum auch rückwirkend ermitteln lassen. Demnach überquerte im Zeitraum zwischen 12.10 und 13 Uhr nur ein Flugzeug den Raum westlich des Weilers Wachlehen, in dessen Nähe sich der Hof von Weingand befindet: Es handelte sich um eine Maschine der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair mit der Flugkennung RYR1AW, die zum fraglichen Zeitpunkt auf dem Weg von Palma de Mallorca nach Berlin-Schönefeld war.
Josef Weingand wird nun seine Versicherung konsultieren und den Schaden reparieren lassen. Und künftig öfter mal etwas besorgt nach oben schauen.