München – Der Blick in den Nachthimmel kann ein romantisches Erlebnis sein. In den vergangenen Tagen hat aber eine lange Kette wandernder Lichter am Himmel für Verwirrung gesorgt. Bei Sternwarten, Polizeidienststellen und der deutschen Flugsicherung gingen etliche Anrufe ein, einige Bürger glaubten gar, Ufos gesehen zu haben. Auch der Astronom Frank Fleischmann im oberfränkischen Ebermannstadt hat in den vergangenen Tagen zahlreiche Anrufe bekommen. Die Bürger wollten von ihm wissen, was es mit den seltsamen Lichtern auf sich hat. In einer schnurgeraden Linie wanderten rund 60 Lichter von West nach Ost über den Sternenhimmel. „Die Lichter leuchten so stark wie ein mittelheller Stern“, erklärt Frank Fleischmann, der auf Burg Feuerstein die Sternwarte Fränkische Schweiz betreibt.
Bei diesen Lichtern handelt es sich natürlich nicht um Ufos – sondern um 42 000 Mini-Satelliten des Tesla-Milliardärs Elon Musk. Der will damit den Mobilfunk- und Internetempfang auf der gesamten Welt ermöglichen und alle Funklöcher schließen. Eine Vorserie von 60 Satelliten wurde im Mai 2019 in eine Höhe von 440 Kilometern geschossen, sie sollen mit eigenem Antrieb auf 550 Kilometern Höhe ihre Erdumlaufbahn erreichen.
Doch erst in den vergangene Wochen kamen immer mehr Meldungen von Bürgern, die die Lichterketten beunruhigten. „Das kann daran liegen, dass die Nächte derzeit recht lang und klar sind und die Menschen die Lichter besser sehen können“, erklärt Fleischmann. „Die Anrufe bei uns haben stark zugenommen“, berichtet Hansjürgen Köhler vom Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene. „Viele Anrufer sind besorgt oder verwundert über die Lichtpunkte und ihre Formation.“
Und auch die Astronomen sind alles andere als erfreut über die künstlichen Lichter am Sternenhimmel. „Die Starlink-Satelliten sind ein unfassbar großes Ärgernis“, sagt der Weilheimer Astronomie-Experte und Sprecher der Max-Planck-Gesellschaft, Helmut Hornung. Die Satelliten machen bei Langzeitaufnahmen Streifen in die Sternaufnahmen. „Dadurch werden die Aufnahmen wertlos“, sagt Hornung. Auch Radioteleskope würden gestört, möglicherweise würde sogar die Meteoriten-Vorhersage erschwert. „Wir sehen einen künstlichen Sternenhimmel.“