Augsburg – Nach Protesten der CSU-Basis hat im schwäbischen Wallerstein ein deutscher Unternehmer muslimischen Glaubens seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt zurückgezogen. Auf Anfrage bestätigte der 44-jährige Sener Sahin seine Entscheidung. „Ich muss das nicht machen. Ich mache das nur, wenn das Team an einem Strang zieht“, sagte er am Samstag. Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich am Montag enttäuscht und äußerte sein Bedauern.
Sahin machte aus seinen zwiespältigen Gefühlen keinen Hehl. „Es ist ein komisches Gefühl. Ich weiß nicht, ob ich enttäuscht oder traurig bin. Ich wollte einfach etwas bewegen“, sagte er. Es sei immer wieder um seinen Glauben gegangen. Ein Muslim und die Christlich-Soziale Union passten nicht zusammen, hätten Parteimitglieder gesagt. In Bayern finden am 15. März Kommunalwahlen statt. Sahin ist parteilos und wäre bei einer Kandidatur in die CSU eingetreten.
Ministerpräsident Söder sagte über den Rückzug des 44-Jährigen: „Ich bedauere das.“ Wer sich zu den Grundsätzen der CSU bekenne, der sollte auch ein guter Kandidat sein, sagte der CSU-Vorsitzende am Rande der CSU-Klausurtagung in Seeon. Wer sich so engagiere, habe Respekt und Unterstützung verdient. Er habe CSU-Generalsekretär Blume beauftragt, den Vorgang aufzuarbeiten. Der CSU-Ortsvorsitzende Georg Kling sagte, einige Kandidaten für die Gemeinderatsliste hätten mit ihrem Rückzug gedroht.
Der Ehrenvorsitzende der CSU, Theo Waigel, hält es für grundsätzlich falsch, einen Kandidaten wegen seines Glaubens auszuschließen, wenn er sich „zu unseren Werten“ bekenne. „Sogar bei den Oberammergauer Passionsspielen dürfen Muslime mitmachen, dann muss das doch in der CSU auch möglich sein“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. Der schwäbische CSU- Bezirksvorsitzende Markus Ferber nannte Sahin zudem einen „coolen Kandidaten“, der bestens integriert sei. mm/lby