„Die Hilfsbereitschaft ist riesengroß“

von Redaktion

Neuer Leiter will Naturmuseum schnell wieder öffnen – Polizei ermittelt wegen Brandstiftung

Ebersberg – Seit dem Großbrand im Ebersberger Waldmuseum sind drei Wochen vergangen. Inzwischen wird wegen Brandstiftung ermittelt. Hannes Müller hat am Tag vor dem Feuer die Leitung des Museums übernommen. Seitdem hat der 35-Jährige alle Hände voll zu tun, damit der Betrieb so bald wie möglich wieder aufgenommen werden kann. Eine gute Nachricht gibt es bereits, wie er berichtet.

Herr Müller, Sie haben sich Ihre ersten Tage als Museumsleiter vermutlich anders vorgestellt.

Ja, tatsächlich. Ich habe das Amt am Tag vor dem Brand übernommen. Ursprünglich hatte ich geplant, erst mal alle Referenten und freien Mitarbeiter kennenzulernen, die einen Großteil der Museumsarbeit schultern. Dafür war bisher noch keine Zeit.

Was ist seit dem Brand passiert?

Die letzten drei Wochen gab es viel Schriftverkehr und Begehungen mit den vier Gutachtern. Jede Begehung muss vorbereitet und nachbesprochen werden, die beschlossenen Maßnahmen müssen umgesetzt werden. Es wurden eine Sanierungsfirma und eine Zimmerei beauftragt, das Gebäude wird gerade vom Löschwasser getrocknet. Die Behälter der Trocknungsmaschinen müssen jeden Tag geleert werden.

Einen technischen Defekt schließen die Ermittler inzwischen aus. Das bedeutet, es war Brandstiftung?

Ja, das wird gerade untersucht. Noch ist aber nicht klar, ob es sich um vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung handelt.

Wie sieht es momentan im Museum aus?

Auf dem Dach liegt eine Notplane. Das ist aber keine sehr gute Lösung, weil Kondenswasser von der Plane durch die Löcher im Dachstuhl ins Gebäude tropft. Dort, wo es tropft, stehen Wannen. Ansonsten ist das Jägerhäusl ausgeräumt. Im Obergeschoss des Neubaus wurden bereits Teile der Ausstellung zurückgebaut. Auf der Westseite, wo die Flammen ins Gebäude gelangten, ist die nackte Wand zu sehen. Innen ist vieles mit Folien abgedeckt. Es sieht ganz anders aus, als man das Museum kennt. Aber immerhin riecht es nicht mehr so stark nach Rauch.

Wann waren Sie nach dem Brand das erste Mal im Museum?

Am Tag nach dem Feuer hat uns ein Polizist durch das Museum geführt, damit wir uns ein Bild machen konnten. Von dem Brand hatte ich schon in der Nacht erfahren, man hat mir aber geraten, erst am nächsten Tag zu kommen. Ich konnte es gar nicht glauben, als ich den Anruf bekam.

In welchem Zustand sind die Museumsstücke?

Die Feuerwehr hat die Exponate schnell in Sicherheit gebracht, sodass sie nicht direkt beschädigt wurden. Aber sie sind teilweise verraucht und mussten ausgelüftet werden. Der ständige Transport, das Aus- und Einpacken hat besonders den Holzbüchern nicht gutgetan. Sie werden nun gelagert, bis sie wieder ins Museum können.

Am Montag waren erneut die Gutachter vor Ort. Wie beurteilen Sie den Schaden aktuell?

Die Schadenssumme wird nach wie vor auf eine Million Euro geschätzt. Doch der Seminarraum im Untergeschoss kann bald wieder genutzt werden. Wir müssen ihn nur noch freiräumen, aktuell sind dort Exponate gelagert. Das er wieder einsatzfähig ist, ist die gute Nachricht. So können wir etwa 90 Prozent der geplanten Veranstaltungen durchführen.

Das klingt, als ob es auch eine schlechte Nachricht gibt?

Im Erdgeschoss und Obergeschoss, wo die Holzbibliothek untergebracht war und die große Fichtennadel hängt, muss vermutlich die Decke demontiert werden. In den Zwischenraum von Beton und Gipsdecke ist Rauch gelangt, das wird man riechen, sobald es draußen wieder wärmer ist.

Wann und in welcher Form wollen Sie den Betrieb wieder aufnehmen?

Wenn alles gut läuft, Ende des Jahres – zumindest in Teilen des Gebäudes. Das hängt vor allem davon ab, wie Dach und Außenfassade saniert werden müssen. Das Dach steht teilweise unter Denkmalschutz. Wir müssen deshalb erst ein Sanierungskonzept vorlegen, das genehmigt werden muss. Erst dann können die Arbeiten beginnen. Einige Spuren des Brandes sollen aber sichtbar bleiben. Zum Beispiel eine Tür oder ein Teil der Fassade. Das Feuer ist ja auch ein Teil der langen Geschichte dieses Gebäudes.

Welche Reaktionen bekommen Sie von den Menschen aus der Region?

Das Museum hat durch den Brand große Aufmerksamkeit erfahren. Es melden sich sehr viele Leute, fragen ob sie helfen können. Wir haben sicher 30 bis 40 Anfragen bekommen. Viele Bürger wollen auch spenden. Die Hilfsbereitschaft ist wirklich unheimlich groß. Auch deshalb wollen wir den Betrieb so schnell wie möglich wieder aufnehmen – damit das Museum bald wieder ein Teil von Ebersberg ist.

Interview: Katrin Woitsch

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