Milchbaron Theo Müller wird 80

von Redaktion

VON ULF VOGLER

Aretsried – Aus einem Dorfunternehmen mit vier Beschäftigten machte er einen internationalen Konzern mit rund 24 000 Mitarbeitern und einem Milliardenumsatz. Seine Fernsehwerbung berieselte die Deutschen jahrzehntelang, sodass der Slogan „Alles Müller, oder was?“ zum geflügelten Begriff wurde. Heute wird Theobald „Theo“ Alfons Müller 80 Jahre alt.

Kurz vor seinem runden Geburtstag regelte Müller, der auch als „Milchbaron“ bekannt ist und neun Kinder hat, seine Nachfolge im Aufsichtsrat seines Unternehmens. Zum 1. Februar übergibt Theo Müller sein Mandat in dem Gremium an seinen ältesten Sohn Stefan (52).

Im Jahr 1971 hatte Theo Müller den Familienbetrieb im Dorf Aretsried im Landkreis Augsburg übernommen. Einerseits setzte der Geschäftsmann auf umfangreiche Werbekampagnen mit Prominenten wie Gerd Müller, Boris Becker oder Harald Juhnke, um seine Landmolkerei überregional bekannt zu machen. Andererseits kreierte das Unternehmen neue Produkte wie den „Joghurt mit der Ecke“, den fertigen Milchreis oder den Mixgetränk „Müllermilch“, das zum Synonym für das ganze Unternehmen wurde.

Der Milchindustrieverband sieht es als beispielhaft für die Branche an, wie das schwäbische Unternehmen solche Artikel mit Kampagnen begleitet eingeführt habe. „Theo Müller wurde da auch oft kopiert“, sagt Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser. Heute gehören auch Marken wie Weihenstephan, Sachsenmilch oder die Feinkostanbieter Nadler und Homann zur Müller-Gruppe, die ihren Sitz inzwischen in Luxemburg hat und auch in Israel und China aktiv ist. Für 2018 gibt der Konzern 5,9 Milliarden Euro Umsatz an. Darin sind allerdings auch noch die Zahlen der mittlerweile verkauften Fisch-Fastfood-Kette Nordsee enthalten. Die neue Bilanz für 2019 liegt noch nicht vor, Ergebniszahlen veröffentlicht die Unternehmensgruppe nicht.

In der Vergangenheit musste sich Müller auch immer wieder mit Kritik auseinandersetzen – dabei reagiert das Unternehmen mitunter auch mit Härte. Als 2008 Bauern vor dem Stammsitz in Aretsried für höhere Milchpreise demonstrierten, erhielten einige von ihnen postwendend die Kündigung als Lieferant. Die Härte Theo Müllers selbst erlebten 1995 auch Gangster, die den Patriarchen bei einer Autofahrt stoppten, um Müller zu entführen. Als ihn die bewaffneten Männer in einen Kastenwagen zerren wollten, riss sich Müller los. Der Haupttäter erschoss sich nach der gescheiterten Entführung, gegen mutmaßliche Komplizen gab es Prozesse.

Danach sorgte der Privatmann Müller mit seinem Umzug 2003 in die Schweiz noch einmal für Schlagzeilen. Er verteidigte dies damals damit, dass seine Erben sonst in Deutschland Erbschaftssteuer in dreistelliger Millionenhöhe zahlen müssten. „Das ist extrem existenzgefährdend für ein Unternehmen, in dem eigentlich alles in Ordnung ist“, sagte er.

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