Neustadt an der Donau – Es war irgendwann im Jahr 1943, als der Unteroffizier Fritz Goosmann als Pilot und der Gefreite Werner Springer als Bordschütze am Militärflugplatz Manching bei Ingolstadt zu einem Trainingsflug gestartet waren. Sie flogen eine damals drei Jahre alte Messerschmitt Bf 110 – ein zweimotoriges Flugzeug.
„In Manching befand sich damals die Nachtjagdschule der Luftwaffe“, erklärt der Luftfahrthistoriker Peter Schmoll aus Herrngiersdorf (Kreis Kelheim). Über dem Bombenabwurfplatz Siegenburg, der nach dem Krieg noch bis 2013 in Betrieb war, fanden Luftkampfübungen statt. Bei einer dieser Übungen geschah das Unglück: „Das Flugzeug ist brennend abgestürzt“, konnte Schmoll in alten Unterlagen nachlesen.
Die Absturzursache ist unklar. „Das Übungsflugzeug war damals ein veralteter Typ, der nicht mehr im Fronteinsatz war“, berichtet Schmoll. „Die Flugzeuge wurden vor dem Schulungseinsatz nochmals umgebaut.“ Möglich sei, dass Sabotage von Zwangsarbeitern oder KZ-Häftlingen, die in den Flugzeugwerften arbeiten mussten, eine Absturzursache war. Tatsächlich war Sabotage damals an der Tagesordnung. Schmoll erklärt: „Allein hundert Messerschmitt 109-Jagdflugzeuge sind 1944 bei der Überführung vom Werk Obertraubling bei Regensburg an die Front abgestürzt – vermutlich wegen Sabotage.“
Der Historiker berichtet auch, was wohl nach dem Absturz geschehen ist: „Die Luftwaffe hat die Trümmerteile, die sich an der Oberfläche befanden, entfernt.“ Viele Wrackteile hatten sich aber tief in den Boden gebohrt und blieben dort – in diesem Falle 77 Jahre lang. Die Sondengänger hatten nun Typenschilder des Flugzeugs, eine Öse des Fallschirmschlosses und vier Patronen des Bordmaschinengewehrs gefunden. Letztere wurden von einem Kampfmittelräumdienst entsorgt.
Die Schatzsucher fanden aber auch eine Schädeldecke und einen Oberschenkelknochen. Die Knochenteile wurden von der Kripo Landshut geborgen, die nun den Todesfall bearbeitet. „Das ist Routine“, erklärt Markus Pfaller, Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg. Ob es noch Angehörige der beiden Tote gibt? „Sie wurden nicht als vermisst gemeldet“, sagt Schmoll. Das deute darauf hin, dass man die Toten, wie bei Abstürzen im Reichsgebiet üblich, in ihrer Heimat bestattet hat – oder besser das, was von ihnen übrig war. „Es gab die Regel, dass in dem Sarg mindestens 35 Kilogramm liegen mussten“, erklärt Schmoll. „Hatte man zu wenig Körperteile, wurde Metall vom Wrack mit hineingelegt und der Sarg für immer zugenagelt.“