Oberammergau – Am drohenden Ende seiner fiktiven Existenz schaut sich Philipp Marlein am Ort seines Dahinscheidens um. Dass ihn der Tod ausgerechnet bei den Passionsspielen in Oberammergau ereilen soll, daran hätte der Fürther Privatdetektiv im Leben nicht gedacht. Doch die Lage ist ernst: Seit über 200 Buchseiten sind er und sein Allgäuer Kollege Emil Bär auf der Flucht. Die beiden sind die Hauptverdächtigen in einem bizarren Ritualmord. Die Opfer behaupteten, Beweise dafür zu haben, dass die Auferstehung Christi ein Schwindel ist. Der Versuch, die wahren Täter zu überführen, bringt Marlein und Bär zur Premiere der berühmtesten Passionsspiele der Welt.
Als sich die Autoren Josef Rauch und Xaver Maria Gwaltinger an ihren vierten Duettkrimi machten, „war nur klar, dass wir etwas Kontroverses zur Auferstehung machen würden“, sagt Gwaltinger, der wie seine Romanfigur Emil Bär im Allgäu lebt. „Dann ist uns aufgefallen, dass es 2020 Passionsspiele gibt.“ Da habe sich Oberammergau als Schauplatz und der Titel „Tod in Oberammergau“ förmlich aufgedrängt.
Während Gwaltinger Oberammergau und die Passionsspiele in der Vergangenheit bereits besucht hat, musste Josef Rauch den Ort erst kennenlernen. „Dass ein Dorf so einen Schwur über Jahrhunderte lebt, ist beeindruckend.
Das Buch soll unsere Faszination für die Passionsspiele zum Ausdruck bringen.“ Zugleich wollen die beiden „die bayerisch-fränkische Antwort auf Sakrileg“ liefern. Fachlich fundierte Krimis, deren Handlung frei erfunden ist.
In ihrer gemeinsamen Krimireihe geht es um das Leben von Jesus Christus und die Mythen, die sich darum ranken. „Die spekulative Legende, dass die Kreuzigung anders abgelaufen sein könnte, ist nicht neu“, sagt Josef Rauch. „Die Geschichte ist um diese Theorie konstruiert.“ Xaver Maria Gwaltinger ist Theologe, beide betonen mehrfach, dass die Handlung ihrer Krimis erfunden ist. „Man kann auch nicht so tun, als sei die Bibel ein Polizeiprotokoll, das aufs Wort stimmt“, meint er. „Die Geschichte der Auferstehung ist eine Glaubensgeschichte.“
Bereits zum vierten Mal jagen Gwaltinger und Rauch ihre Ermittler zusammen durch Bayern. Wie bei den Vorgängerkrimis erzählen die beiden im Wechsel. Das erfordert eine gute Abstimmung. „Wir besprechen die gesamte Handlung im Vorfeld“, erklärt Josef Rauch. „Dann schreibt jeder für sich und kann die Details im Rahmen dieser Handlung selbst bestimmen.“
Kennengelernt haben sie sich bei der Arbeit im Klinikum Fürth, wo Rauch eine Palliativstation leitet. „Ich habe viel mit Tod und Sterben zu tun, da erlebe ich eine große Ohnmacht“, sagt er. „Beim Schreiben habe ich das Schicksal in der Hand. Ich kann den Helden sterben lassen, ich kann ihn überleben lassen.“ Vielleicht hat Josef Rauch auch ein Einsehen mit Philipp Marlein, und seine Romanfigur stirbt doch keinen „Tod in Oberammergau“.
Das Buch
„Tod in Oberammergau“ von Josef Rauch und Xaver Maria Gwaltinger ist im Gmeiner Verlag erschienen und kostet 13,40 Euro.