Jede Woche beantwortet ein Oberbayer Fragen rund um seine Heimat. Manfred Kellner, 59, lebt seit Kindesalter in Forstern im Kreis Erding. Er arbeitet bei der Berufsfeuerwehr München und geht in 22 Arbeitstagen in Pension.
Was bedeutet Ihnen Forstern?
Forstern ist meine Heimat. Hier sind meine Freunde, Bekannte, teilweise Verwandte. Meine Kindheitserinnerungen. Ansonsten ist Forstern ein ganz normales Dorf. Aber eine Sehenswürdigkeit vermisse ich auch gar nicht.
Was vermissen Sie?
Ich kann mich noch erinnern, wie beschaulich und ruhig Forstern früher mit 1200 Einwohnern war, mittlerweile sind es 3500 Einwohner. Jeder hat jeden mehr oder weniger gekannt, das machte die Besonderheit aus. Aber das ist jetzt vorbei. Früher sind fast keine Autos gefahren, mittlerweile kommt man gegen 17 Uhr nicht mehr über die Hauptstraße. Teilweise ist es durch den Zuzug ein „Schlafdorf“ geworden – ein Vorort von München.
Wo hat man sich früher getroffen?
Früher waren Baulücken da, da hat man Fußball gespielt, da hat es kleine Gassen gegeben. Mittlerweile sind überall Straßen entstanden, Zäune, Häuser. Die wilden Flecken sind verschwunden.
Wo trifft man sich jetzt?
Es gibt in Forstern ein Wirtshaus und viele Vereine, etwa Theatervereine, freiwillige Feuerwehr, Schützenverein, Radsportclub …
Kann man in Forstern schön spazieren gehen?
Die Landschaft ist schön bei uns. Ab Forstern Mitte in Richtung Osten ist das Moränenland, da wird es hügelig und waldig. Das ist wunderbar zum Spazierengehen.
Was wird neu gebaut?
Das Karlsdorf etwa, da war früher ein Bauernhof. Das ist jetzt komplettes Baugebiet, zum Beispiel für einen Kindergarten. Aber ich finde, es ist einfach hässlich gemacht, ohne Weitblick hingestellt. Früher war es mehr durchgrünt, menschenfreundlicher. Heute ist überall ein Zaun drum herum. Ich glaube, man kann ein Dorf so bauen, dass es die Leute zusammenbringt und nicht voneinander trennt. Aber der Baugrund kostet ein Vermögen. Für Freiflächen kann man keine Miete verlangen. So kommt der Trend, das ist schade.
Was ist Ihr Lieblingsort in Forstern?
Meine Streuobstwiese. Das ist eine zwei Hektar große Wiese mit über 100 Obstbäumen, davon achtzig verschiedene Sorten Apfelbäume, überwiegend alte Sorten. Außerdem sind dort Totholz-Bereiche, eine Hecke ist gepflanzt, Staudenbeete. Das ist mein Hobby seit ein paar Jahren. Es kommen auch Schulklassen aus den Nachbarortschaften und machen Streuobstführungen. Da erzähle ich über die Bäume, Hecken und Tiere. Das freut mich natürlich, wenn sie kommen, aber wenn man genau nachdenkt, ist es traurig, dass Kinder kilometerweit hergefahren werden, damit sie Streuobstwiesen sehen und ein bisschen Natur erleben dürfen.
Interview: Cindy Boden
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