Nürnberg – Helfer beim Bund Naturschutz (BN) sind alarmiert. „Ich kann mich nicht erinnern, dass sich die Amphibien-Wanderung schon mal so früh abgespielt hat“, sagt Uwe Friedel, Artenschutz-Experte beim BN in Nürnberg. Aus dem Ingolstädter Raum erreichte ihn die besorgte Nachricht eines BN-Mitglieds: „Wahnsinn! Fast einen Monat früher als sonst.“
Vor allem in Nordbayern, im fränkischen Raum, seien bereits zahlreiche Kröten, Frösche, Molche und Salamander aus Erdgruben, Mauselöchern und unter Steinen hervorgekrochen. „In Nächten mit fünf Grad, insbesondere bei regnerischem Wetter machen sich die Tiere auf Wanderschaft.“ Zum Einen bestehe nun die Gefahr, dass den milden Temperaturen eine Kaltphase folgen könnte, der die Tiere ungeschützt ausgeliefert wären. Zum Anderen sind sie auf ihren kilometerlangen Wanderungen auf Straßen und Wegen in Lebensgefahr. Um sie vor dem Straßentod zu retten, braucht es Schutzzäune. „Allerdings sind so früh im Jahr Zeit noch nicht alle Straßenbauämter in der Lage, beim Aufbau zu helfen…“, sagt Friedel. Sobald die Zäune und Eimer in Stellung sind, kontrollieren tausende Helfer zweimal am Tag diese Stellen und tragen die Amphibien über die Straße. „Das wird sich heuer über mehrere Wochen hinziehen“, befürchtet Friedel. „Sowas erschwert unsere Rettungsarbeit.“ Sein Appell an alle Verkehrsteilnehmer: „Bitte vorsichtig fahren! Schon ein starker Luftzug kann die Tiere töten.“ Jeder Tierfreund könne auch an den Zäunen mithelfen.
In Oberbayern hält sich die Wanderungsbewegung derzeit noch in Grenzen. „Wir sind auf der Hut“, sagt BN-Mitarbeiterin Monika Schotte, die im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen für die Amphibien-Organisation zuständig ist. In der Regel bittet sie erst Mitte März die Zaunkoordinatoren der 16 Sammelstellen um Mithilfe. „Der früheste Beginn war einmal Ende Februar.“
Die BN-Ortsgruppe Erding hat die Arbeit an den Schutzzäunen inzwischen aufgenommen. „Frösche, Kröten und Molche sind vom Aussterben bedroht und daher schützenswert“, betonte Ortssprecher Norbert Hufschmid.
Die ersten Amphibien im Landkreis Starnberg waren laut Helene Falk schon Anfang dieses Monats in Wörthsee unterwegs. „Aber momentan ist es ruhig“, sagt die Geschäftsführerin der BN- Kreisgruppe Starnberg. „Die Amphibien brauchen es warm und feucht“, erklärt sie. „Wir warten quasi drauf, dass die Wanderung losgeht.“ Diese Woche werde die Straßenmeisterei die ersten Zäune an der Autobahn zwischen Wörthsee und Weßling aufstellen. Die Tierschützerin befürchtet, dass sich die Wanderschaft heuer sechs bis acht Wochen hinziehen könnte – und damit die aufwändige Rettungsaktion. „Ganz furchtbar! Das wäre für uns kaum zu bewältigen. Ich bin froh um jeden Tag, den die Amphibien noch nicht unterwegs sind.“