Erste Zugvögel sind schon da

von Redaktion

München – Es ist ein wundersames Schauspiel: Eine schwarze, wabernde Wolke, die sich scheinbar willkürlich auf und ab bewegt und sich mal nach links, mal nach rechts ausbeult. Solch beeindruckende Starenschwärme kann man derzeit in ganz Bayern beobachten. Denn dass der warme Winter zur Neige geht, das hat sich auch in Zugvögel-Kreisen herumgesprochen: Schon seit Mitte Februar kehren sie aus ihren Winterquartieren in Südeuropa zurück in die Heimat.

„Das milde Wetter in diesem Winter haben Star, Kiebitz und Feldlerche schon früher wieder nach Bayern gelockt“, berichtet Thomas Rödl, Vogelexperte beim Landesbund für Vogelschutz (LBV). „Sie sind teils ein bis zwei Wochen früher dran als im letzten Jahr.“ Denn die Tiere, die den Winter in Südeuropa verbringen, entscheiden spontan, wann es wieder zurück in die Heimat geht. Warum, weiß man nicht so genau; vielleicht spüren sie die Gesamtwetterlage. „Der genaue Mechanismus ist leider nicht bekannt und auch recht schwer festzustellen“, sagt Rödl. „Aber sie zeigen ein ziemlich flexibles Verhalten, das nicht genetisch fixiert ist.“ Ganz anders als die Vögel, die den Winter in Afrika verbringen: „Sie verhalten sich nach einem starren Muster“, so der Vogelexperte, „und fliegen ganz strikt nach diesem inneren Kalender, egal, welche Witterung hier in der Heimat ist.“

Die flexiblen Kurzstreckenzieher reagieren also spontan. Und recht eilig. „Sie wollen so schnell wie möglich in ihre Brutgebiete zurück“, erklärt Rödl. Denn beim Kampf um den besten Brutplatz gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Auch bei den Vögeln gibt es unterschiedliche Charaktere, es gibt „mutigere“ und eher „vorsichtigere“, so Rödl. Die Mutigen versuchen einfach mal den Heimzug – im Notfall müssen sie eben wieder umdrehen, wie etwa im historisch kalten „März-Winter“ 2013, erinnert sich Rödl.

Die Kälte war dabei gar nicht das größte Problem, sondern der Futtermangel; die meisten Zugvögel suchen ihre Nahrung am Boden. „Wenn etwa zwei Wochen lang eine geschlossene Schneedecke bleibt, ist das schwierig“, so Rödl. Dieses Jahr scheint solch eine Gefahr aber nicht zu drohen, ein so kurzer Wintereinbruch wie in der vergangenen Woche ist für die Tiere gar kein Problem. „Der müsste schon deutlich extremer ausfallen“, erklärt der Ornithologe. Wer eher ankommt, hat also definitiv einen Vorteil: Er ergattert die besseren Brutplätze und die Jungen werden die besseren Überlebenschancen haben. „Und so setzt sich dieses Merkmal durch“, so Rödl, „und damit die explorativen, mutigeren Vögel gegenüber den vorsichtigeren.“

Ähnlich ist es bei den Spezialisten und den Generalisten: Die Arten, die anpassungsfähiger sind, wie der Star, haben größere Chancen, zu überleben, als jene, die ganz spezielle Ansprüche haben, wie der Kiebitz, so Rödl. „Und so geht die Artenvielfalt wegen des Klimawandels so schnell verloren.“ Den tapferen Überlebenskämpfern kann man aber helfen, indem man weiter füttert. Bei Schnee sowieso und auch während der Brutzeit, ermutigt Rödl: „Das ist auf jeden Fall hilfreich.“ NINA PRAUN

Das richtige Vogelfutter

Im Frühling sollten die Vögel hochwertiges„Fettfutter“ bekommen. Solches Futter gibt es zum Beispiel auf der Seite lbv-shop.de.

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