München – Rund 300 Baustellen, große wie kleine, gibt es jährlich allein im Münchner S-Bahn-Netz. Klar, dass da der Münchner S-Bahn-Chef Heiko Büttner manchmal aufstöhnt, wenn er das nächste Bauprogramm der Kollegen von DB Netz auf den Tisch bekommt. „Wir fechten viele Sträuße aus“, sagt Büttner. Da werden Zeitpläne hin- und hergeschoben, sogenannte Baukorridore möglichst in die Nacht oder in die Wochenenden gelegt.
Dennoch: Auch in diesem Jahr werden die S-Bahn-Fahrgäste mancherlei erdulden müssen. Hier die wichtigsten Projekte des Bauprogramms (siehe auch Grafik):
. Es wird wieder sechs Stammstreckensperrungen geben, vier zwischen Donnersbergerbrücke und Ostbahnhof, zwei über der gesamten Länge ab Pasing (wir berichteten exklusiv). Los geht’s mit den Einschränkungen am Wochenende 15. bis 18. Mai. Auch an vier von fünf August-Wochenenden werden Gleise erneuert. Zudem gibt es ein Sperr-Wochenende im Oktober.
. Wochenweise werden Bahnsteige der Innenstadt-Bahnhöfe Rosenheimer Platz, Stachus und Isartor wegen einer Rundum-Erneuerung gesperrt. Die Bahnhöfe erhalten wie berichtet ein neues Design.
. Schlechte Nachricht für Fahrgäste der S3 und S8. Ab 23. März werden einen Monat lang erneut rund die Hälfte der Taktverstärker ausfallen – und so der 10- zum 20-Minuten-Takt. Mit der Streichung der Taktverstärker hatte sich die Bahn im vergangenen Jahr viel Ärger eingehandelt – Rüffel vom Verkehrsministerium inklusive. „Das ist keine schöne Situation, aber unvermeidbar“, sagt Büttner zur neuerlichen Reduzierung. Grund ist, dass die S-Bahn ihre Werkstätte in München-Steinhausen um sieben Abstellgleise erweitert.
. Zwischen Starnberg und Tutzing tauscht die Bahn ab April auf 19 Kilometer Länge Gleise aus. Hier wird es anders als auf der Stammstrecke keine Totalsperre geben, vielmehr immer wieder Einschränkungen. Zum Beispiel wird die S-Bahn auf diesem Abschnitt zeitweise nur im Stunden-Takt fahren, sagte Andreas Lackner, oberster Fahrplan-Koordinator bei DB Netz in Bayern.
Auch außerhalb Münchens wird gebaut, und zwar „so viel wie nie“, wie Bahnchef Josel sagt. So soll in diesem Jahr der Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke ins Allgäu und weiter in die Schweiz abgeschlossen werden. Gestern wurde bei Wangen eine über 100 Meter lange neue Brücke „eingeschoben“ – ein Meilenstein des Projekts. Zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember werden die neuen Intercity-Züge in die Schweiz starten. Die Verbindung München–Zürich verkürzt sich um über eine Stunde auf nur noch dreieinhalb Stunden Fahrzeit. Einige Minuten schneller könnte auch die Fernstrecke München–Berlin werden, weil zwischen Bamberg und Breitengüßbach eine Engstelle beseitigt wird. Schon heute benötigen die schnellsten ICE-Sprinter nach Berlin knapp vier Stunden, um wie viel schneller es künftig gehen könnte, ist noch nicht bekannt.
Gänzlich ohne Bahn müssen Urlauber und Einheimische während der gesamten Sommerferien im Berchtesgadener Land auskommen. Zwischen Freilassing und Berchtesgaden wird die eingleisige Strecke komplett gesperrt, um Oberleitung und Signaltechnik von Grund auf zu erneuern.
Zudem wird an der Bahnstrecke Augsburg–Donauwörth bei Meitingen der Bau des ersten digitalen Stellwerks geplant. Warum ausgerechnet dort? Die Bahnstrecke ist Teil eines europäischen TEN-Korridors – TEN steht für Transnationale Netze.