Zahl der Infizierten steigt auf 200

von Redaktion

CORONAVIRUS Immer mehr Schulen schließen – Großveranstaltungen abgesagt

München – Die Zahl der Corona-Infektionen in Bayern steigt weiter. Bis gestern Abend waren im Freistaat 200 Menschen positiv getestet worden, wie Andreas Zapf, der Präsident des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mitteilte. Die Zahl dürfte weiter steigen. Von den 67 neuen Infizierten stammen die meisten aus Oberbayern.

Gemeldet wurden unter anderem 35 weitere Fälle aus München, vier Fälle aus dem Kreis München, je sechs Fälle aus den Kreisen Starnberg und Freising, je drei Fälle aus den Kreisen Dachau und Ebersberg, zwei aus dem Kreis Weilheim-Schongau, und je ein Fall aus den Kreisen Garmisch-Partenkirchen, Erding, Ebersberg, Miesbach und Rosenheim sowie ein Fall aus Ingolstadt. Wie am späten Abend bekannt wurde, wurde eine Mitarbeiterin der Rosenheimer RoMed-Klinik positiv auf das Virus getestet. Sie ist in häuslicher Quarantäne, die von ihr behandelten Patienten wurden isoliert. Der Zustand eines 80-jährigen Patienten, der im Kreis Weilheim-Schongau auf der Intensivstation liegt, hat sich über das Wochenende stabilisiert.

. Schulschließungen

Um die Zahl der Neuinfektionen gering zu halten, hat das Gesundheitsministerium die Regeln in Schulen und Kindertagesstätten verschärft. Ab sofort dürfen laut einer „Allgemeinverfügung“ Kinder nach einer Rückkehr aus Risikogebieten – etwa Südtirol – 14 Tage lang nicht mehr in die Schule beziehungsweise in eine entsprechende Betreuungseinrichtung. Die 14 Tage zählen ab dem Tag der Rückkehr aus dem Risikogebiet. „Der Schutz der Bevölkerung hat höchste Priorität“, sagte gestern Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Die Regelung gelte auch, wenn die Schüler keine Symptome zeigten. Die neue Verfügung ist nicht befristet. Generelle Strategie des Freistaats sei weiterhin das Containing: Betroffene ermitteln und Kontaktketten unterbrechen. „Wir wollen Zeit gewinnen“, sagte Huml.

Bis Freitag hatten im Freistaat wegen Corona bereits zwölf Schulen vorübergehend geschlossen werden müssen (siehe Interview unten). Am Wochenende ist diese Zahl weiter gestiegen. Schließen mussten unter anderem die Realschule Unterpfaffenhofen (Kreis Fürstenfeldbruck), das Gymnasium und die Grund- und Mittelschule in Vaterstetten (Kreis Ebersberg) sowie das Gymnasium in Tutzing und die Fachoberschule in Starnberg. Drei Schulkassen aus Bamberg waren am Freitag aus einer Skifreizeit in Südtirol zurückgekehrt. Alle 60 Schüler und ihre Lehrer mussten danach in häusliche Quarantäne.

. Veranstaltungen abgesagt

Angesichts der steigenden Zahl der Infektionen hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gestern empfohlen, alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst abzusagen. Das geschehe aus seiner Sicht derzeit zu zaghaft. So hatte beispielsweise in Rosenheim am Freitag das Starkbierfest begonnen – obwohl das Gesundheitsamt zu einer Absage geraten hatte. Die Starbulls Rosenheim, die gestern noch gespielt hatten, wollen sich heute intensiv mit Spahns Empfehlung auseinandersetzen. Sollte die Entscheidung fallen, die kommenden Spiele ohne Besucher auszutragen, müsse der Verein damit leben, sagte der Vorsitzende Marcus Thaller. Andere Veranstalter hatten schon vor Spahns Vorstoß reagiert. Der SV Ottobrunn (Kreis München) verschiebt die Ende März geplante „Head Trophy“, einen Schwimm-Wettkampf mit Teilnehmern aus ganz Europa. Der SV Oberhaindlfing/Abens aus dem Kreis Freising hatte am Wochenende sein am Gardasee geplantes Trainingslager abgesagt. Die Oberammergauer setzen indes die Proben für die Passionsspiele Mitte Mai vorerst fort. Man hoffe, dass sich die Lage bis dahin entspannt habe, kündigte Werkleiter Walter Rutz gestern an.

. Stornierungen in Hotels

Die Tourismusbranche bekommt den Virus immer stärker zu spüren. Viele Hotels haben damit zu kämpfen, dass reihenweise Buchungen storniert werden – vor allem von Geschäftsreisenden. „Eine Firma hat mir gerade 62 Nächte storniert, eine andere 60“, berichtet der Tölzer Hotelier Jürgen Ostermann. Insgesamt hat er Stornierungen für 200 Nächte. Natürlich fehlen die Umsätze, sagt er, bleibt aber gelassen. „Diese Phase müssen wir aussitzen.“

. Hausarztpraxis geschlossen

In Aying (Kreis München) bleibt eine Gemeinschaftspraxis zwei Wochen lang geschlossen. Eine Person, die dort arbeitet, wurde nach Informationen unserer Zeitung positiv getestet. Die Behörden kontaktieren möglicherweise betroffene Patienten.

. Laborzeiten ausgeweitet

Um lange Wartezeiten auf Virus-Testergebnisse zu vermeiden, will das Bayerische Gesundheitsministerium die Laborzeiten ausweiten, wie Gesundheitsministerin Huml gestern mitteilte. In Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung soll zudem die Telefon-Hotline mit der Nummer 116 117 verstärkt werden, damit auch dort die Wartezeiten kürzer werden.  oss/hut/ast/ja/mlt/mbe

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