Passion auf 2022 verschoben

von Redaktion

Die Nachricht ist ein Schock: für Oberammergau, für die Gäste, die aus aller Welt ins Dorf kommen wollten, und natürlich für alle Theaterfans. Wegen des Coronavirus werden die Passionsspiele um zwei Jahre verschoben. Neuer Premierentermin ist nun der 21. Mai 2022.

VON MICHAEL SCHLEICHER

München – In gut zwei Monaten, am 16. Mai, hätte das Spiel vom Leiden, Sterben und der Auferstehung Christi im Oberammergau Passionstheater Premiere feiern sollen. Doch daraus wird nichts. Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen waren, wie berichtet, bereits am Dienstag die Proben für die alle zehn Jahre stattfindenden Festspiele unterbrochen worden. Gestern Nachmittag teilte die Gemeinde dann mit, dass die 42. Passionsspiele aufgrund der Pandemie auf das Jahr 2022 verschoben werden müssen.

Grundlage für die Entscheidung ist ein Bescheid des Landratsamts Garmisch-Partenkirchen, der die Durchführung der Passion untersagt. „Das Gesundheitsamt hat eine Risiko-Einschätzung vorgenommen“, hieß es dazu. Demnach sei eine Durchführung der Passion bis in den Herbst hinein „nicht möglich“. Zwar gehe man davon aus, dass die Einschränkungen des öffentlichen Lebens zurückgenommen werden, sobald die exponentielle Zunahme an Erkrankten gestoppt werden könne. „Jedoch werden wir noch über einen langen Zeitraum ein hohes Risiko haben, dass immer wieder Infektionen auftreten werden. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt eindeutig vorherzusagen, dass eine Veranstaltung in der Größenordnung der Passionsspiele nicht durchführbar ist. Das Risiko ist zu hoch, dass neue Infektionsketten entstehen.“ Rund 2400 Menschen wirken an dem Laienspiel mit, in manchen Szenen stehen bis zu 900 Darsteller auf der Bühne. Der Zuschauerraum des Theaters fasst 4600 Gäste.

Da nicht abzusehen ist, wie sich die Pandemie entwickelt, erschien den Verantwortlichen eine Verschiebung um einige Monate nicht sinnvoll. Das Risiko, auch einen späteren Premierentermin nicht halten zu können, ist aktuell schlicht zu hoch. „Die Stimmung ist am Hund“, fasst Spielleiter Christian Stückl im Gespräch mit unserer Zeitung die Atmosphäre unter den Beteiligten zusammen (siehe Interview links). „Andererseits verstehe ich die Bedenken, die dahinterstecken.“

103 Vorstellungen waren bis 4. Oktober geplant; erwartet wurde rund eine halbe Million Zuschauer aus aller Welt. 95 Prozent der Eintrittskarten sind nach Veranstalterangaben bereits verkauft. Für deren Rückerstattung gibt es nun zwei Möglichkeiten: Voraussichtlich von 6. April an können Reservierungen auf das Jahr 2022 umgebucht werden. Wer Karten und Arrangements dagegen stornieren will, erhält den Kaufpreis zurück.

Die Passionsspiele gehen auf ein Gelübde aus dem Jahr 1633 zurück. Damals schworen die Oberammergauer, alle zehn Jahre das Spiel vom Leiden und Sterben Christi aufzuführen, sofern die Pest das Dorf verschont. So geschah es – und 1634 fand die erste Passion statt. Ihr Versprechen haben die Oberammergauer bis heute gehalten: Neuer Premierentermin ist am 21. Mai 2022, weitere Vorstellungsdaten werden noch bekannt gegeben. Ein Blick in die Geschichte zeigt freilich, dass die Entscheidung – so schmerzhaft sie im Moment auch sein mag – nicht die erste ihrer Art ist. Im Jahr 1770 konnten die Passionsspiele aufgrund eines Generalverbotes überhaupt nicht stattfinden, 1940 verhinderte der Zweite Weltkrieg eine Aufführung. Zum Passionsspiel 1920 beschloss der Gemeinderat, die Vorbereitungen für angesichts der hohen Zahl an Gefallenen im Ersten Weltkriegs nicht voranzutreiben. Die Passion wurde zwei Jahre später nachgeholt. So wird es auch jetzt sein.

Informationen

zur Rückerstattung gibt es online unter www.passionsspiele-oberammergau.de.

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