Würzburg – Im Pflegeheim St.Nikolaus in Würzburg sind in den vergangenen Wochen neun Bewohner an einer Coronavirus-Infektion gestorben. Die leitende Stiftungsdirektorin, die für die Altenpflegeeinrichtung verantwortlich ist, sagte, alle Verstorbenen hätten Vorerkrankungen gehabt und seien über 80 Jahre alt gewesen. Auf der Infektionsstation der Uniklinik Würzburg werden nach ihren Angaben derzeit noch fünf Patienten aus dem Heim behandelt. Zehn weitere Bewohner seien positiv getestet. Der Stiftungsdirektorin zufolge sind zudem mehr als 20 Pflegekräfte mit positivem Test auf das Virus Sars-CoV-2 in Quarantäne. Zwei Bereiche, eine Tagespflege und ein Geriatriezentrum, wurden vorübergehend geschlossen. Bürgerspital-Sprecherin Stephanie Kemmer: „Wir warten zudem dringend auf die Lieferung von weiteren Schutzmasken und Schutzkleidung.“ Auch mehr Tests seien notwendig.
Das Universitätsklinikum Würzburg teilte mit, die Infektionsquelle sei unbekannt. Alle hygienisch notwendigen Maßnahmen würden ergriffen – aber der Kampf der Ärzte und des Pflegepersonals sei in einem Pflegeheim noch schwieriger „als in den rund um die Uhr mit ärztlichem und pflegerischem Fachpersonal für Infektionskrankheiten ausgestatteten Kliniken“.
Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, sprach von einem „Weckruf“: „Höchstbedenklich ist, dass infizierte Bewohner weiter im Pflegeheim bleiben können.“ Zudem fehlten in vielen Seniorenheimen unter anderem Mundschutz und Schutzkleidung. Fraglich sei auch, ob es im Krisenfall sinnvoll sei, dass jeder Pflegebedürftige einen eigenen Arzt habe. „Da ist Chaos vorprogrammiert“, sagte er. „Es gilt, die Pflegebedürftigen und ihre Helfer wirksam zu schützen. Sonst kommt es zu einem Flächenbrand.“