Bereit für den Sturm aufs Gartenparadies

von Redaktion

Ab heute dürfen in Bayern Bau- und Gartenmärkte wieder öffnen. Dafür gelten einige strenge Auflagen, zudem erwarten die Betreiber einen großen Ansturm. Die Regeln für die Wiedereröffnung sind nicht das einzige, das die Inhaber umtreibt.

VON KATHRIN BRACK, ANDREAS STEPPAN UND KATJA BRENNER

München/Bad Tölz/Starnberg – Bernhard Gerstenkorn hat die letzten Tage viel Zeit am Telefon verbracht. Während seine Mitarbeiter im Akkord die Regale mit Pflanzen und Gartenbedarf füllten, führte der Chef des Gartencenters Seebauer in München etliche Telefonate mit dem Gärtnerei-Verband. Einlasskontrollen, Abstandsregeln, ein Hygienekonzept und maximal ein Kunde pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche: Die Bau- und Gartenmärkte, die nach dreieinhalb Wochen Corona-bedingter Zwangspause in Bayern ab heute wieder öffnen dürfen, müssen einiges beachten. „Manche Dinge wie das geforderte Parkplatzkonzept haben sich mir noch nicht erschlossen. Die Antworten sind äußerst vage“, sagt Bernhard Gerstenkorn.

Er hat Verständnis für die Schließung, und er hat Verständnis für die Auflagen. „Wir sind gut vorbereitet“, sagt er. „Die Herausforderung ist nun, abzuwägen, wie viel Service wir anbieten können und müssen. Denn ich möchte den Mitarbeitern auch ermöglichen, daheim zu bleiben. Gleichzeitig muss ich dafür sorgen, dass sie auch nächstes Jahr noch einen Job haben.“

160 Angestellte hat Gerstenkorn in der Hochsaison. Derzeit sind rund 60 von ihnen im Einsatz, im Gartencenter und in den beiden Produktionsbetrieben in Neubiberg (Kreis München) und Ebersberg.

Auch bei „Garten Holzmann“ in Bad Heilbrunn (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) liefen die Vorbereitungen die vergangenen Tage auf Hochtouren. Alle Mitarbeiter, die sich in Kurzarbeit befanden, hat Inhaber Jürgen Kling zurückgeholt. Zuletzt hatte er mit Aushilfen und der Auszubildenden die Gärtnerei so weit über Wasser gehalten, „dass wir am Tag X wieder anfangen können“, sagt er. „Den Blumen kann man ja nicht sagen: ,Jetzt ist Corona, jetzt bekommt ihr kein Wasser mehr.‘“ Mit kontaktlosem Verkauf im Freien und einem Lieferservice sei der Betrieb auf Sparflamme weitergelaufen, sagt Kling. Im extrem wichtigen Ostergeschäft habe man auf diese Weise aber nur etwa zehn Prozent der üblichen Umsätze generiert.

So geht es auch Bernhard Gerstenkorn. „Die Hälfte unseres Umsatzes machen wir von März bis Anfang Juni. Uns fehlen jetzt schon nach drei Wochen Schließung 20 Prozent.“ Er ist froh über die Soforthilfe der Staatsregierung, „denn momentan hilft jeder Euro“. Trotzdem musste er einen Kredit beantragen, und der muss abbezahlt werden. „Aber deshalb kaufen die Leute ja nicht doppelt so viele Blumen.“

In der Gärtnerei Hübsch in Inning (Kreis Starnberg) bereiten sich die Mitarbeiter auf einen großen Ansturm vor. „Wir versuchen das mit Einkaufswagen zu regeln“, sagt Hans-Peter Hübsch. Damit weniger Kunden gleichzeitig im Geschäft sind, herrscht bei ihm Einkaufswagenpflicht. Es gilt: ein Einkaufswagen pro Kunde. Die Einkaufswagen sind so abgezählt, dass sie genau der maximal zulässigen Anzahl an Kunden entsprechen und werden nach jedem Gebrauch desinfiziert.

Wie man einen zu großen Ansturm verhindert, haben die Mitarbeiter des Gartencenters Seebauer in den Tagen vor der Schließung erfolgreich erprobt. Auch sonst seien sie gut vorbereitet, sagt Bernhard Gerstenkorn: Die Hemdennäherei, die die Arbeitskleidung näht, hat Stoffmasken für die Mitarbeiter angefertigt. Und für seine Kassenkräfte hat Gerstenkorn Visierhelme besorgt. Nun hofft er, dass die Kunden wieder ins Gartencenter kommen – wenn auch im Idealfall nicht alle auf einmal.

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