Starnberg – Der Starnberger Kreistag hat dem 365-Euro-Ticket nun doch zugestimmt. Wegen drohender finanzieller Belastungen aufgrund der Corona-Krise hatte er sich vor einigen Wochen noch quer- gestellt, was das Aus für das Jahresticket für rund 360 000 Schüler und Auszubildende bedeutet hätte. Denn wenn nur einer der acht Landkreise im MVV-Gebiet die Finanzierung nicht mitträgt, könnte das Ticket nicht wie geplant zum 1. August eingeführt werden.
Deshalb hatte der Starnberger Beschluss für viel Kopfschütteln gesorgt. Der öffentliche Druck war schließlich so groß geworden, dass der Kreistag nun umschwenkte und gestern den Weg für das Ticket frei machte. Sogar die Staatskanzlei hatte bei Noch-Landrat Karl Roth (CSU) angerufen, etliche Eltern meldeten sich, rund 20 Mails waren von den „Fridays for Future“-Aktivisten gekommen, auch die IHK hatte die Einführung des Tickets gefordert.
Ausschlaggebend für die Zustimmung sei auch die Bedeutung des Tickets für den Klimaschutz gewesen, sagte die Starnberger Verkehrsmanagerin Susanne Münster. Zudem wolle der Landkreis nicht die Bremse für hunderttausende Schüler sein. Das Kostenrisiko bleibe aber, denn derzeit brechen auch dem MVV die Einnahmen weg.
Die Einführung des Tickets bedeutet für den MVV ein Defizit von rund 30 Millionen Euro pro Jahr. Zwei Drittel davon trägt der Freistaat, das letzte Drittel übernehmen die Stadt München und die acht MVV-Landkreise. Der Anteil für den Kreis Starnberg beläuft sich auf rund 690 000 Euro.
Sparen will der Landkreis Starnberg nun an anderer Stelle. Die Schüler der Realschule Tutzing, die noch einen eigenen Schulbus haben, sollen ab Herbst mit MVV-Bussen in die Schule fahren. Sie können dafür dann das 365-Euro-Ticket nutzen. Zuvor war geplant, ihnen das Ticket zu schenken und den Bus weiter zu bezahlen. Der Kreis spart sich damit zumindest 100 000 Euro. MICHAEL STÜRZER