Wolfratshausen – Josef Hingerl hat gestern viel Beifall bekommen. Er hat seine Golfanlage Bergkramerhof in Wolfratshausen auch ohne Genehmigung wieder aufgesperrt. Der volle Parkplatz zeigte, dass etliche Sportler schon lange darauf gewartet hatten. Hingerl hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit einem Schreiben über die Öffnung informiert. Er betonte, er werde es auch auf einen Rechtsstreit ankommen lassen (wir berichteten).
Der Zuspruch der Golfer ist groß – doch vom Bayerischen Golfverband bekommt Hingerl weniger Rückenwind. Dort es man gar nicht begeistert von dem Alleingang des Wolfratshauser Rechtsanwalts. Diese Aktion sei „unsportlich und schadet der Gemeinschaft der Golfer“. Statt die Verordnung im Verwaltungsverfahren anzufechten, übe Hingerl Selbstjustiz.
Auch von einigen Kollegen kommt heftige Kritik. Werner Proebstl, der Präsident des Golfclubs Starnberg, missbilligt Hingerls Vorgehen – auch wenn seine Argumentation in vielen Punkten diskutierenswert und richtig sei. „Sie sind dabei, viel Porzellan zu zerschlagen, und niemandem, aber auch wirklich gar niemandem dabei zu helfen“, schreibt Proebstl.
Auch von Landrat Josef Niedermaier kam gestern Kritik. „Ich empfinde es als zutiefst unsolidarisch gegenüber allen anderen Bürgern, die sich ebenfalls unter Schmerzen an die Auflagen aus der Verordnung halten.“ Das Landratsamt sei mit der Polizei und dem Innenministerium in enger Abstimmung über das weitere Vorgehen. Die Golfer auf der Wolfratshauser Anlage hingegen äußerten gestern Unverständnis dafür, warum an der Isar viele Leute dicht gedrängt in der Sonne liegen dürfen, der Sport auf dem riesigen Gelände aber weiterhin verboten sei.
Auch in anderen Landkreisen wollen sich die Golfer gegen das Betriebsverbot für Sportstätten wehren – wenn auch nicht ganz so drastisch. In Dachau denken sie beispielsweise über eine Kundgebung nach. Einzelaktionen wie die Josef Hingerls hingegen schließen die Dachauer Golfclubs jedoch kategorisch aus. Auch die Golfclubs im Kreis Starnberg halten den Alleingang für inakzeptabel.
Die Polizei leitete gestern ein Bußgeldverfahren gegen Josef Hingerl ein. Er geht davon aus, dass der Platz bald wieder gesperrt werde. Das wäre für den Rechtsanwalt jedoch nur etwas wie der Gong für die nächste Runde. Dann will er eine Normenkontrollklage beim Verfassungsgericht erheben. RUDI STALLEIN