Corona-Chaos in der JVA Landsberg

von Redaktion

In der JVA Landsberg sind fünf Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Doch die Zahl der Infizierten könnte steigen. Denn die direkten Kontaktpersonen haben sich nicht in Quarantäne begeben – sondern sind am nächsten Tag wieder zum Dienst erschienen.

VON SUSANNE GREINER

Landsberg – In einem Gefängnis ist ein Corona-Ausbruch besonders schwer zu handhaben – denn viele Menschen leben dort auf engem Raum, es gibt Situationen, in denen es nicht möglich ist, Sicherheitsabstand zu halten. Schon deshalb kann sich das Virus schnell verbreiten. In der JVA Landsberg gibt es zudem noch Probleme bei der Einhaltung der Quarantäneregeln. Dort wurden fünf Mitarbeiter positiv auf Corona getestet. Die direkten Kontaktpersonen hätten nach dem Test in Quarantäne gemusst, die Mitarbeiter hätten vom Dienst freigestellt werden müssen, bis klar ist, ob sie sich infiziert haben. Sie kamen jedoch am nächsten Tag wieder in die Arbeit.

In der Anordnung des Justizministeriums ist eigentlich klar festgelegt, was im Falle einer Corona-Infektion bei einem Gefängnismitarbeiter getan werden muss. „Positiv Getestete sind dienstunfähig und dürfen nicht bei der Dienststelle erscheinen“, steht in dem Schreiben des Ministeriums. Zudem müssen Bedienstete, die mit dem positiv Getesteten engeren Kontakt hatten, vorläufig vom Dienst freigestellt und getestet werden. Gefangene, die mit dem Virusträger engeren Kontakt hatten, müssen von anderen Gefangenen getrennt untergebracht und ebenfalls getestet werden. Wobei das Justizministerium darauf hinweist, dass bauliche Gegebenheiten dazu führen können, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht immer eingehalten werden kann. Zudem müssten Gefangene in „sicherheitsrelevanten Situationen“ auch weiterhin durchsucht werden.

Bei den getesteten Kontaktpersonen handelt es sich um Mitarbeiter und Gefangene, eine Personengruppe im hohen zweistelligen Bereich, berichtet der stellvertretende Anstaltsleiter Harald Eichinger. Ob die Angestellten wie vorgeschrieben sofort freigestellt wurden, kann er nicht sagen, betont aber, jeder, bei dem das Gesundheitsamt das angeordnet habe, sei „in Quarantäne geschickt worden“. Aus dem Umfeld der JVA ist jedoch zu hören, dass Personen, die am Mittwoch getestet wurden, am Donnerstag wieder ordnungsgemäß zum Dienst erschienen seien. Auch das Gesundheitsamt sei erstaunt gewesen, dass es die Getesteten nicht zu Hause, sondern beim Dienst in der JVA erreichen konnte.

Das Landratsamt Landsberg will sich zu dem konkreten Vorwurf nicht äußern. Eine Sprecherin betont aber, sie könne sich nicht vorstellen, dass sich die Gefängnisleitung nicht an die Vorschriften gehalten habe. Die JVA Landsberg ist ausgelegt auf 533 Haftplätze, davon 320 in Einzelhaft und 213 in Gemeinschaftsräumen.

Artikel 1 von 11