München – Die Idee ist löblich, aber nicht alles, was gut gemeint ist, kommt bei Fahrgästen auch gut an. Aus Sorge, die S-Bahnen könnten nach Wiederöffnung der Geschäfte und der Schulen zu voll werden, hat das bayerische Verkehrsministerium einen Extraservice gestartet: Seit Montag fahren parallel zu den S-Bahnen auf den Außenästen fast aller Linien auch noch Busse. Sie sind als SEV gedacht – das bedeutet in diesem Fall aber nicht Schienenersatzverkehr, sondern Schienenergänzungsverkehr.
Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) pries die Einführung mit den Worten, jeder, der auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sei, solle „gesund und mit einem guten Gefühl fahren“.
Das Problem: Weil die Busse die einzelnen Haltestellen abklappern, ist die Fahrzeit sehr lang. Beispiel: Der Bus, der entlang der S4 von Buchenau (Kreis Fürstenfeldbruck) bis München-Pasing fährt, benötigt dafür 58 Minuten. Die S-Bahn schafft die Strecke in 18 Minuten. Die Folge: Fast niemand nutzt die Busse – der ab Buchenau etwa startete morgens regelmäßig ohne einen einzigen Fahrgast. Trotzdem hat das Ministerium üppig bestellt – im Fall der S4-Strecke im Westen Münchens sind es täglich werktags 27 Fahrten stadteinwärts und sogar 28 Fahrten Richtung Buchenau.
Auf Anfrage erklärt die Bayerische Eisenbahngesellschaft: „Nach den uns bislang vorliegenden Auswertungen können wir die geringe Inanspruchnahme bestätigen.“ Dennoch seien die Verstärkerbusse „eine wichtige Maßnahme“. Sie seien ja nicht für Fahrgäste gedacht, die die ganze Strecke nutzen – sondern nur für solche, die von einem Bahnhof zum nächsten wollen. Vorerst bis nächsten Freitag werden die Geisterbusse also weiter fahren. Kosten: 500 000 Euro. dw