Holzkirchen – Der Schulgong ertönt, Gedrängel in den Klassenräumen, Hefte raus, Unterricht – so wird es natürlich nicht ablaufen, wenn die Quitin-Regler-Grundschule in Holzkirchen (Kreis Miesbach) am Montag wieder öffnet. Den Schulanfang zu managen, ist Aufgabe von Rektorin Sabine Bösl, die am Montag drei vierte Klassen – 84 Kinder – begrüßen wird.
Schon das Eintreffen ist ungewöhnlich: Im 20-Minuten-Takt sollen die Klassen getrennt voneinander zwischen 7.40 und 8.20 Uhr kommen. Drei Schulstunden an jedem Tag sind bis zu den Ferien vorgesehen – natürlich weniger als zu normalen Zeiten. Aber was ist jetzt schon normal? Sabine Bösl war ohnehin erstaunt, dass die Viertklässler bis zu den Pfingstferien jeden Tag zur Schule gehen sollen, nicht etwa gestaffelt nur einzelne Wochen. Das hat sie aus einem KMS erfahren. KMS heißt kultusministerielles Schreiben. Mindestens zehn gab es seit Dienstag zum Grundschul-Start.
Erfahren hat Sabine Bösl nach langer Lektüre, dass sie die Unterrichtsschwerpunkte in Deutsch, Mathe sowie Heimat- und Sachunterricht selber setzen darf. Aber: „Für uns stehen Leistungserhebung und Notenvergabe jetzt nicht im Vordergrund, wir holen die Schüler erst mal ab, wo sie stehen“, betont sie. Ohnehin wären weitere Noten zum jetzigen Zeitpunkt irrelevant, denn am Montag werden die Viertklässler auch ihr Übertrittszeugnis für die weiterführenden Schulen bekommen. Sabine Bösl hätte es gut gefunden, wenn das Ministerium in diesem Schuljahr einen Sonderweg beschritten hätte – einen Weg, den zum Beispiel der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband schon lange fordert. Statt den Notenschnitt zum Maßstab zu machen, hätte der Übertritt diesmal ins Ermessen von Eltern und Lehrern gegeben werden können, findet die Rektorin. Dies unterblieb – die 2,33 (Gymnasium) und 2,66 (Realschule) sind heilig. Wer den Schnitt verpasst hat, der kann probehalber ab 18. Mai drei Tage Realschule und Gymnasium besuchen. Dann wird endgültig entschieden. „Schwierig“, findet Sabine Bösl dieses Festhalten an tradierten Regelungen, wenngleich das Ministerium diesmal milde Bedingungen zugesichert hat.
Neben diesen pädagogischen Erwägungen hat die Grundschule viel zu tun, um den Schulbeginn zu organisieren. Händewaschen, Abstandhalten, Masken auf dem Schulgelände und den Fluren (aber nicht im Unterricht) – das sind die Vorgaben. Jeder Schüler soll im Klassenraum vier Quadratmeter Platz haben „Zwei Meter links und rechts, hinten und vorn“, sagt Bösl. Das geht nicht ohne Aufteilung der mit je 28 Kindern ohnehin sehr großen 4. Klassen. Sie werden daher gedrittelt. Statt drei werden ab Montag also neun Lerngruppen im Schulhaus verteilt werden. Da es aber nur drei Viertklass-Lehrerinnen gibt, müssen auch die Klassenlehrerinnen der 2. und 3. Klassen mithelfen. Problem: Sie müssen ja auch noch ihre eigenen Klassen im Unterricht zu Hause betreuen. „Sie müssen also zweigleisig fahren.“
Etwas schwieriger wird es ab 18. Mai. Dann kommen auch die drei ersten Klassen zurück. Die Rektorin will die Klassen vierteln, weiß aber, „dass wir dann personell an unsere Grenzen stoßen werden“. Immerhin: Bei den Erstklässlern sind die drei Schulstunden täglich nur als Richtwert definiert, bei den Viertklässlern sind sie Pflicht. Vielleicht werden es bei den ersten Klassen nur zwei Stunden am Tag, dann könnte jede Lehrerin zwei Gruppen hintereinander übernehmen, überlegt Sabine Bösl.
Sie kaut an einem weiteren Problem: Denn auch Zweit- und Drittklässler sollen wieder „Schule live“ erleben. Das Kultusministerium hat bestimmt, noch vor den Ferien ein „pädagogisches Begleit- und Gesprächsangebot“ für diese Schüler aufzubauen. Was das bedeutet, weiß die Rektorin noch nicht so genau. Vielleicht kommt ja noch ein KMS.