München – Diesen Muttertag werden weder Tobias Ludwig aus Peißenberg (Kreis Weilheim-Schongau) noch seine Mutter so schnell vergessen. Der 43-Jährige musste wegen Diabetes zwei Wochen in der Klinik in Schongau behandelt werden – eine eintönige Zeit, ohne Besuch von Familienmitgliedern und Freunden. Doch pünktlich zum Muttertag wurde das Besuchsverbot gelockert – und Tobias Ludwig konnte seiner Mutter doch noch persönlich gratulieren. Die Wiedersehensfreude war groß: „Wir hatten zwar auch über das Telefon und das Laptop Kontakt gehalten, aber es ist einfach nicht das Gleiche, wie wenn man sich trifft“, sagt er. „Wir sind spazieren gegangen, es war wirklich sehr schön.“
Umarmungen sind bei den Patientenbesuchen zwar noch nicht möglich, ein netter Ratsch mit Abstand und Mundschutz klappt zu festgesetzten Besuchszeiten aber wieder. Damit es dabei nicht zu einer Corona-Ausbreitung kommt, haben die Krankenhäuser umfangreiche Hygienekonzepte entwickelt.
Bei den Krankenhäusern Weilheim-Schongau wird am Eingang jeder Besucher kontrolliert. „Wir messen Fieber, die Sauerstoffsättigung des Blutes und machen eine kleine Anamnese“, erklärt Sprecherin Isa Berndt. Passt alles, erhält der Besucher Zutritt. „Wir haben Besuchsräume vorbereitet, damit die Besucher nicht im ganzen Haus sind“, sagt sie. Rund 20 Minuten können Patienten mit den Angehörigen sprechen. „Jeder Patient kann nur Besuch von einer festen Kontaktperson bekommen“, erklärt Berndt. „Bisher waren alle sehr verständnisvoll.“
Das entspricht den Erfahrungen vieler Kliniken. „Es haben sich alle gut an die Regeln gehalten“, bestätigt Stefan Huber, Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg. Schon beim ersten Besuchstag waren 70 bis 80 Besucher da. Nur einer musste abgewiesen werden, weil die Körpertemperatur höher als 37,5 Grad war. „Alle tragen Mund-Nasen-Schutz“, lobt Huber. Die Besuchszeit in Ebersberg beträgt eine Stunde. Entweder der Patient bestimmt eine Kontaktperson, „oder der erste Besucher ist die Kontaktperson“, sagt Huber.
Im Klinikum Garmisch-Partenkirchen geben die Patienten ebenfalls ihren Wunschbesucher an. Bevor Angehörige das Gebäude betreten, gibt es eine Überprüfung in einem Container. Am ersten Besuchstag bildete sich schon vor dem offiziellen Besuchsbeginn eine Schlange. „In den ersten Stunden kamen mehr als 60 Besucher“, sagt Sprecherin Martina Tille. Inzwischen verteile sich der Ansturm gleichmäßig. „Zugang zum Klinikum gibt es nur mit einem Armband“, erklärt Tille. Ein Sicherheitsdienst am Eingang sorgt für die Einhaltung der Abstandsregeln. „Die Besucher dürfen ausschließlich über einen vordefinierten Weg das Klinikum betreten und auch wieder verlassen“, sagt Tille. Außerdem sei in Mehrbettzimmern nur ein Besucher erlaubt.
Darauf macht auch Stefan Berger vom Klinikum Starnberg aufmerksam. „Wir haben Zimmerkärtchen, um das zu gewährleisten“, erklärt er. Fiebermessungen gibt es in Starnberg zwar nicht. „Besucher müssen aber Fragebögen ausfüllen“, sag er. Wer registriert ist, erhält eine Ausweiskarte, die er bei jedem Besuch vorzeigen muss. „Wir haben schon seit Längerem einen Security-Dienst“, berichtet Berger.
Auch am Klinikum Freising sorgen Sicherheitskräfte am Eingang dafür, dass alles glatt läuft. „Nur wer vorher auf einer Liste steht, kommt rein“, erklärt Sprecher Sascha Alexander. „Wir kommunizieren klar, dass wir von unserem Hausrecht Gebrauch machen, wenn sich jemand nicht an die Regeln hält. Der Abstand und die verschärften Hygienemaßnahmen müssen genau beachtet werden.“ Für Patient Tobias Ludwig und seine Mutter war es selbstverständlich, alle Regeln einzuhalten. „Es ist besser, vorsichtig zu sein und nichts zu riskieren“, findet er. Inzwischen geht es ihm besser. Bald muss er wieder in eine Klinik zur Reha – und ist froh, auch dort Besuch empfangen zu können.