Probelauf an frischer Luft

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

München – Eigentlich kann es Reinhard Jakob kaum noch erwarten, dass endlich wieder Besucher auf den Jexhof in Schöngeising, das Bauernhofmuseum im Kreis Fürstenfeldbruck, kommen. Und doch geht der Museumsleiter vorsichtig vor: Am kommenden Dienstag (13 Uhr) wird zunächst die Gastronomie eröffnet. „Weil das die größere Herausforderung ist. Und dann können wir sehen, was wir für die Öffnung unseres Museums am 29. Mai noch in die Wege leiten müssen“, sagt er mit einem tiefen Seufzer. Zugangsbeschränkungen, Einbahnstraßen-Regelung, Schutzmaskenpflicht in geschlossenen Räumen, Abstandsregelung, Desinfektionsmittel – kurz: Jedes Museum muss ein Schutzkonzept vorlegen.

So wurden am Freilichtmuseum Glentleiten in Großweil (Kreis Garmisch-Partenkirchen) Ein- und Ausgang strikt getrennt. Für jeden Besucher gibt es ab Dienstag einen Flyer mit Verhaltensregeln, berichtet Melanie Bauer. Die Freilichtmuseen profitieren von ihren großen Freiluftbereichen, wo die Besucher keine Masken tragen müssen. In den Innenräumen der historischen Bauernhäuser wird den Gästen empfohlen, eine Maske aufzuziehen, im Kassenraum und Museumsladen sind sie Pflicht. „Gerade in der Anfangszeit werden wir intensiv beobachten, ob unsere Maßnahmen ausreichen“, so Sprecherin Bauer. „Ich freue mich auf die Wiedereröffnung“, sagt Museumsleiterin Monika Kania-Schütz. „Wir können uns im Wonnemonat Mai kaum einen schöneren Ort als die Glentleiten für einen Spaziergang durch die Natur vorstellen.“ Am Jexhof wird im Biergarten von Selbstbedienung auf Bedienung umgestellt. Die Gäste bekommen einen Tisch zugewiesen. „Ich rechne mit der Selbstdisziplin unserer Besucher, das sind doch vernünftige Leute“, hofft Reinhard Jakob. Im Museum können sich zunächst nur 55 Personen zur gleichen Zeit aufhalten. Alle Besucher müssen namentlich erfasst werden – damit im Fall einer Corona-Infizierung eines Besuchers alle Kontaktpersonen schnell erreicht werden können. Wie Jakob das regelt, weiß er noch nicht.

Markus Wasmeier hat das für sein privates Freilichtmuseum in Schliersee (Kreis Miesbach) geklärt. Beim Eingang zu seinem 60 Hektar großen Gelände müssen alle Besucher ihre Daten hinterlassen. Im Biergarten, der normalerweise 550 Menschen Platz bietet, „ist es mit 100 Leuten kein Problem“, den nötigen Abstand zu halten. „Mir freun uns schon auf die Leit“, sagt Wasmeier. Aber er hat auch „viel Bauchweh“. Wird sich der Mehraufwand lohnen? 40 Angestellte hat er, die er in den vergangenen Monaten in Kurzarbeit schicken musste. Sämtliche Veranstaltungen und die geplanten 110 Hochzeiten in seinem Museum fallen wohl weg. 80 Prozent Einnahmen-Einbußen befürchtet er. Wenn sich in zwei, drei Wochen absehen lasse, dass er ins Minus wirtschaftet, „dann wird die Luft sehr eng“. Kurzarbeit könnte dann wieder ein Thema werden.

Solche Probleme hat weder das Bauernhofmuseum in Amerang (Kreis Rosenheim) noch das „Haus der Berge“ in Berchtesgaden – sie sind staatlich. „Wir freuen uns, dass die Menschen wieder ein Ausflugsziel haben“, sagt Museumsleiterin Claudia Richartz. Während in Amerang auch am Dienstag der Betrieb wieder losgeht, müssen die Besucher des Museums „Haus der Berge“ im Nationalpark Berchtesgaden noch etwas warten. Am 25. Mai öffnet Leiter Ulrich Brendel wieder die Tore. Die Hauptausstellung können vorerst 30 statt normalerweise 120 Besucher gleichzeitig besichtigen. „Das ist jetzt mal ein erster Schritt. Uns ist bewusst, dass wir das erst einmal auf Probe machen“, sagt Brendel. Aber er ist sich sicher, dass die Gäste verantwortungsbewusst sein werden. „Sie würden sich ja um diese Ablenkungsmöglichkeit bringen.“

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