München – Sonja Hauner und Peter Müller waren in den vergangenen Wochen viel in den Bergen unterwegs. Das ist erst mal weiter nichts Ungewöhnliches für ein Hüttenwirte-Paar. Doch statt Gäste im wegen der Corona-Pandemie geschlossenen Blecksteinhaus oberhalb des Spitzingsees zu bewirten, erkundeten sie die umliegenden Gipfel von der Brecherspitz bis zum Jägerkamp. „Die Gäste fragen ja ständig, wo man hier überall hingehen kann“, sagt Sonja Hauner. Und das mussten die beiden Oberpfälzer, die das Blecksteinhaus im September übernommen haben, selbst erst erkunden. Eine Corona-bedingte Fortbildungsmaßnahme sozusagen.
Doch mittlerweile glühen die Herdplatten im Blecksteinhaus wieder. „Die letzten zwei Wochenenden haben wir schon Essen to go angeboten“, sagt Sonja Hauner. Auf der Terrasse gab es Bärlauchbratwürstl vom Grill und Kaiserschmarrn im Pappteller. „Die wenigen Leute, die da waren, haben das dankbar angenommen.“ Ab Montag öffnet das Wirte-Paar auch wieder den Biergarten. Mit großen Abständen, Maskenpflicht auf den Toiletten und Desinfektionsmittelstationen. „Wir sind gerüstet“, sagt Hauner. Für sie ist es wie ein zweiter Neustart, nach der Übernahme im September. „Ich bin so aufgeregt wie am Anfang. Jetzt hoffen wir, dass die Leute bei schönem Wetter auch wieder in die Berge gehen.“ Ein bisschen helfen die Wirtsleute auch nach, um die Wanderlust zu steigern – am Vatertag gibt’s 30 Liter Freibier.
Mit den Lockerungen für das Gastro-Gewerbe fahren viele Berghütten in den Alpen langsam ihren Betrieb wieder hoch – sofern sie die Vorgaben der Behörden umsetzen können. So starten etwa die Mittenwalder Hütte oder das Bodenschneidhaus am Montag wieder mit dem Tagesbetrieb, auf der Höllentalangerhütte geht’s am Vatertag wieder los. Eine laufend aktualisierte Übersicht zu den Öffnungsdaten der Alpenvereinshütten gibt es unter www.alpenverein.de.
DAV-Vizepräsident Roland Stierle ist glücklich darüber, dass die Lockerungen auch im alpinen Bereich gelten. Er warnt aber auch vor einem Ansturm auf die Hütten. Das Wichtigste in der Krise ist immer noch die Rücksichtnahme auf die Gesundheit der Menschen. Am besten, man plane auf der Wanderung den Hüttenbesuch nicht zwingend ein. Grundsätzlich gelten für Hütten dieselben Hygienevorschriften wie für die Außenbereiche aller Restaurants. Auch Hüttenwirte müssen die Kontaktdaten ihrer Gäste erfassen, die Abstandsregeln und die Maskenpflicht gelten auch am Berg. Der Alpenverein warnt, dass es bei gutem Wetter auch zu langen Wartezeiten kommen kann.
Aber neben der Vorfreude auf die Rückkehr der Gäste treibt viele Hüttenwirte auch die Sorge um, wie es mit dem Übernachtungsbetrieb weitergehen soll. Die Regeln dazu werden von den Behörden gerade noch erarbeitet. Matthias Schmidlin von der Oberen Maxlrainer Alm fürchtet, dass große Matratzenlager und Gemeinschaftsbäder in Zeiten von Corona keine Zukunft haben. „Für uns, aber auch für die meisten Hütten des Alpenvereins wird das eine wirtschaftliche Katastrophe mit sich bringen.“ Der Alpenverein hofft, seinen Mitgliedern in der nächsten Woche genauere Informationen zum Hüttenbetrieb im Innenbereich und für die Übernachtungen an die Hand geben zu können.