Ein Fischladen, aber kein Bäcker

von Redaktion

MEIN DORF Jonas Goercke liebt sein „Wohndorf“ Allmannshausen

Jede Woche beantwortet ein Oberbayer Fragen rund um seine Heimat. Jonas Goercke, 25, ist in Allmannshausen am Starnberger See aufgewachsen. Der Projektmanager lebt und arbeitet heute in Berg – doch Allmannshausen ist immer noch „sein Dorf“.

Was macht Allmannshausen lebenswert?

Die Lage macht es aus. Allmannshausen liegt direkt am See. Man ist schnell in München, in zehn Minuten in Starnberg und in einer Stunde am Skilift. Wir haben Felder, Wiesen und Wälder. Es ist aber dennoch kein Kuhdorf.

Was ist das wichtigste Fest für Sie?

Unsere Maifeier. Da kommen jedes Jahr einige tausend Gäste. Wir von der Burschenschaft sind Wochen mit Hobeln, Schleifen und Bemalen vom Maibaum beschäftigt – und natürlich mit dem Bewachen und dem Aufstellen. Allerdings mit dem Kran, das nächste Mal vermutlich 2023.

Die Burschenschaft?

Das hat nichts mit einer Studentenverbindung zu tun. Eigentlich sind wir ein Burschenverein. Weil wir aber kein eingetragener Verein sind, heißen wir so. Und es gibt es genauso Mädels und natürlich ein Obermadl. Der aktuelle Oberbursch bin übrigens ich.

Wo sind Sie noch überall engagiert?

Bei der Feuerwehr und im neuen Gemeinderat. Ganz schön viel. Bevor es schlecht läuft und es keiner machen will, mach es halt ich. Beim Gemeinderat war mir wichtig, dass einer von uns Jungen drin sitzt. Damit unsere Belange auch auf den Tisch kommen.

Was ist Ihr Lieblingsplatz?

Der Bismarckturm. Weniger, um dort ein Bier zu trinken, da haben wir bessere Plätze. Dort kann man gut spazieren gehen und hat einen großartigen Blick auf die Landschaft und den See.

Sie sind in Allmannshausen verwurzelt, wohnen aber in Berg …

… weil es keinen Wohnraum für Junge gibt. Außer, du hast geerbt oder einen Job, in dem du immens viel verdienst. Schade. Aber es ist immer noch mein Dorf – und zum Fahren sind es nur ein paar Minuten.

Wie dörflich ist Allmannshausen denn noch?

Die letzte Landwirtschaft, wo ich als Kind viel Zeit verbracht habe, hat sich mit 24 Kühen nicht mehr rentiert. Faktisch ist es ein Dorf zum Wohnen. Wir haben zwar einen Fischladen, aber weder Bäcker noch Wirtschaft. Aber gerade hier beweist sich unser Zusammenhalt. Wenn einer zum Einkaufen fährt, fragt er: Hey, ich hole Semmeln, braucht jemand was?

Über Zugezogene wird gerne und viel geschimpft – auch bei Euch?

Klar. Das hat aber zwei Seiten, wie so oft. Ich betrachte mich als weltoffen und reise gerne. Viele, die von außen kommen, schätzen unsere kleine Welt, bringen sich positiv ein. Andere wollen sich nicht integrieren. Grundsätzlich denke ich aber, dass eine gewisse Fluktuation nicht schadet.

Interview: Klaus Mergel

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