DIE ARTENKENNER

von Redaktion

Alle reden über das Artensterben. Wichtig sind dabei die Artenkenner, die feststellen, welche Tiere oder Pflanzen immer weniger werden. Doch auch diese Artenexperten sind vom Aussterben bedroht. Wir stellen in dieser Serie jeweils eine Art und einen Kenner vor. Heute: Hartmut Schmid und die Haselmaus.

Haben Sie schon einmal eine Haselmaus durch ihren Garten huschen sehen? Nein? Kein Wunder. Denn: „Die Haselmaus ist überhaupt nicht auf dem Boden unterwegs, sondern nur auf Bäumen oder Sträuchern“, sagt Hartmut Schmid. Warum das? Weil sie gar keine Maus ist – sondern ein Bilch. Ihre nahen Verwandten sind der Sieben-, der Garten- und der Baumschläfer; selbst mit Eichhörnchen ist sie näher verwandt als mit „echten“ Mäusen. Sie sieht ihnen jedoch ähnlich. Aber: Sie ist viel goldiger. Das sagt der Experte: „Sie ist das Süßeste, was man sich vorstellen kann – ein richtiges Hascherl“, erzählt Schmid.

Der 59-Jährige aus Donaustauf (Kreis Regensburg) ist landschaftsökologischer Gutachter und Gebietsbetreuer beim Landschaftspflegeverband Regensburg. Er hatte schon einige Male die Ehre, Haselmäusen zu begegnen, dabei ist so ein Treffen keinesfalls selbstverständlich. Es ist sehr schwierig, sie zu finden, Laien würden sich „dumm und deppert“ suchen, sagt der Artenkenner. Denn die Haselmaus ist nachtaktiv und kommt nur heraus, wenn es stockdunkel ist. Experten suchen also nicht nach dem Tier, sondern erst einmal nach den Haselnüssen. Daher auch der Name: Im Herbst frisst sich die Haselmaus an Haselnüssen kugelrund, als Vorbereitung für den langen Winterschlaf. Dabei knabbert sie ein Loch in die Nuss, und anhand der Schalen samt Loch und spezieller Knabberspuren kann der Experte deuten, das hier eine Haselmaus am Werk war. Man kann sich vorstellen, dass es also eine recht aufwendige Angelegenheit ist, nachzuweisen, wo genau die Haselmaus lebt. Deshalb ist es auch schwer zu sagen, ob es ihr nun gut geht oder nicht. „Da gibt es eine große Unsicherheit“, berichtet Schmid.

In einem Projekt mit dem Bund Naturschutz sucht er nach Gartenschläfern, und merkt: „Deren Bestände brechen zusammen.“ Der Haselmaus könnte es ähnlich ergehen. Denn vieles, was sie liebt, verschwindet: Höhlen, Verstecke, unordentliche Sträucher. Ein Brombeergestrüpp etwa, das liebt sie, da baut sie sich ihr Nest direkt hinein, damit ihr das Futter vor die Nase wächst. Die Brombeere ist nämlich ihr Leibgericht. Schmid schmunzelt. „Eigentlich müsste sie Brombeermaus heißen.“

Hartmut Schmid über die Haselmaus

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