Garching – Es sei eine „geringfügige Überschreitung“ des in der Betriebsgenehmigung festgelegten Wertes bei der C-14-Ableitung über den Kamin in die Atmosphäre festgestellt worden, teilte die Technische Universität München (TUM) als Betreiberin mit. Für Menschen und Umwelt habe zu keiner Zeit Gefahr bestanden, betonten die Betreiber sowie das bayerische Umweltministerium als atomrechtliche Aufsichtsbehörde.
Der Jahresgrenzwert sei um rund 15 Prozent überschritten worden, erklärte Sprecherin Anke Görg. Eine Auswertung am Donnerstag habe den Wert ergeben. Die Emissionen fanden vom 20. bis 26. März sowie vom 2. bis 7. April statt. Aus Wetterdaten der Tage mit C-14-Emissionen sei berechnet worden, dass der Niederschlag auf dem Betriebsgelände oder in unmittelbarer Nähe stattgefunden haben müsse.
Das C-14, das etwa in der Archäologie zur Altersbestimmung organischer Materialien benutzt wird, hat laut Görg eine Halbwertzeit von 5730 Jahren. Grund für den Austritt sei ein „individueller Fehler“ bei der Montage einer Trocknungseinrichtung. Nach einem Austritt von C-14 im Jahr 2012 war das Verfahren laut Betreibern allerdings bereits verbessert worden. Bei einer Ausschöpfung des Grenzwertes liege die theoretische Belastung der Bevölkerung bei maximal 3 Mikrosievert, so Görg. Das sei weniger als der Wert, dem ein Patient bei einer Röntgenaufnahme beim Zahnarzt ausgesetzt sei.
Der FRM II ist wegen des hochangereicherten Urans umstritten. Atomgegner und Grüne forderten deshalb die Abschaltung, sie sprechen von waffenfähigem Material. Momentan allerdings steht der Reaktor still – seit dem 17. März, Grund sind die Corona-Beschränkungen.
Viele Wissenschaftler warten laut Sprecherin Görg dringend auf das Wiederanfahren des FRM II, der als eine der leistungsstärksten Neutronenquellen weltweit auch für die Industrie und die Medizin bedeutsam sei. Es gebe auch Anfragen für Forschungsprojekte zum Coronavirus. Ob und wann der Reaktor wieder in Betrieb genommen wird, entscheidet das Umweltministerium in Bayern. Dieses teilte mit, es habe einen Bericht zum Ereignis angefordert.