München – Es fällt Lidija D. nicht leicht zu sprechen. Weder über ihren Mann, den sie am vergangenen Sonntag für immer verloren hat. Noch über den schrecklichen Unfall, bei dem ihr Fabio gestorben ist. Oder über die Welle der Hilfsbereitschaft, die es in den vergangenen Tagen gab. Allein auf der Plattform www. gofundme.com sind mehr als 30 000 Euro für die Witwe eingegangen, die im dritten Monat mit Zwillingen schwanger ist. „Und das von vielen Menschen, die mich gar nicht kennen“, sagt die 35-Jährige und beginnt bitterlich zu weinen. Die Spenden sind so wichtig für sie. Um die Beerdigung für ihren Mann zu zahlen. Den Anwalt. Und das Leben überhaupt. „Es heißt, dass ich keine Witwenrente bekommen werde.“ Weil die Ehe mit ihrem Fabio zu kurz war. Geheiratet haben sie am 24. September. „An seinem Geburtstag.“
Fabio D. sollte nur 37 Jahre alt werden. Wie jeden Sonntag stand am 17. Mai eigentlich ein Familientreffen an. Diesmal wollte er aber lieber mit Freunden an die Isar fahren. „Das konnte ich ihm ja nicht verbieten“, sagt seine Witwe. So kam es zu dem schweren Fahrradunfall auf der Hochstraße.
Der Mann, der Fabio D. erst bedrängt, dann beleidigt und sogar von seinem Pedelec-Rad geholt haben soll, bleibt weiter verschwunden. Am Mittwoch hat die Polizei grünes Licht für die Öffentlichkeitsfahndung mit Fotos bekommen. Die verschwommenen Bilder, die von einer Überwachungskamera an der Hochstraße aufgenommen wurden, zeigen einen stämmigen Mann mit Sonnenbrille. Er soll, zitiert Lidija D. die Schilderungen der Freunde, die dabei waren, die folgenschwere Kollision verursacht haben. Der Mann wird so beschrieben: 40 bis 45 Jahre alt, 1,70 bis 1,80 Meter groß, stämmig. Ob sein Mountainbike mit einem Elektromotor ausgestattet war, ist entgegen ersten Einschätzungen unklar. Der Gesuchte kam selbst zu Sturz, ergriff aber sofort die Flucht. Fabio D. erlitt schwerste Kopfverletzungen und einen Milzriss. Er verblutete innerlich.
Die Trauer, die Wut – die ganze Familie kämpft in diesen Tagen und macht ihren Schmerz öffentlich. Fabios Schwager Ugur C. etwa fordert den Gesuchten in emotionalen Videobotschaften auf, sich zu stellen. Auf Facebook teilt er ein Statement von Innenminister Joachim Herrmann, der mit klaren Worten Anteil nimmt: „Wenn man vom Unfallort flieht und sich nicht einmal um das Unfallopfer kümmert und einfach abhaut, das ist das krasse Beispiel für ein unerträgliches Verhalten.“ Die Polizei werde alles tun, um den Täter zu finden, versichert Herrmann. Das Polizeipräsidium München meldet, in den vergangenen Tagen seien viele Anrufe eingegangen. Zehn Hinweise seien konkreter gewesen. Es gab schon Vernehmungen.
Zeugen-Aufruf
Wer den gesuchten Mann kennt oder Hinweise geben kann, erreicht die Polizei unter der Telefonnummer 089 / 62 16 33 22.