München – Kaffee und Kuchen auf der Terrasse, Bier und Brotzeit im Biergarten: Anfang der Woche durften die Gastronomen in Bayern ihre Außenbereiche öffnen, kommenden Montag folgen die Innenbereiche. Die behördlichen Auflagen für die Gastronomie sind streng. Unter anderem sollen die Wirte die Kontaktdaten ihrer Gäste aufnehmen, damit, für den Fall einer späteren Covid-19-Erkrankung, die Infektionskette nachverfolgt werden kann. Mit einem digitalen Serviceangebot möchte Felix Meißgeier, Geschäftsführer eines Münchner Start-ups, den Gastronomen diese zusätzliche Arbeit abnehmen. Geld will der 29-Jährige dafür nicht.
Herr Meißgeier, Sie und Ihre Kollegen haben den „digital waiter“, den digitalen Kellner entwickelt, einen Service für Gastronomen zur Erfassung von Gästedaten. Diesen stellen Sie kostenfrei zur Verfügung. Weil Sie ein Herz für Wirte haben?
Es mag jetzt platt klingen, aber genauso ist es. Die Gastronomie gehört zu den Branchen, die durch die Corona-Krise besonders schwer betroffen ist. Wir haben das bei unserem Lieblingsitaliener, bei dem wir mittags immer Essen gehen und zuletzt unser Essen geholt haben, sehr deutlich mitbekommen. So entstand die Idee zu helfen. Unser Vorteil war, dass wir für die Gastronomie bereits einen digitalen Bestellservice entwickelt hatten. Diese Plattform haben wir genutzt und an einigen unserer Wochenenden modifiziert.
Wie funktioniert der digitale Kellner?
Bei ihrer Anmeldung bekommen die Wirte für jeden Tisch einen QR-Code zugewiesen. Diesen Code kleben sie an den Tisch. Die Gäste scannen den Code in ihr Smartphone ein und werden auf eine Webseite weitergeleitet. Dort geben sie die geforderten Kontaktdaten ein. Das war es schon. Es ist eine simple Lösung, die für die Wirte aber eine große Erleichterung bedeutet: Die Bedienungen müssen nicht mit Listen und Stiften rumlaufen, was ja auch wiederum eine Ansteckungsgefahr in sich birgt, und die Wirte wiederum müssen sich nicht um die Aufbewahrung und Vernichtung der Listen kümmern.
Wer kümmert sich dann um die Daten?
Ein Partnerunternehmen, das sich auf Datenmanagement spezialisiert hat. Die Daten der Kunden werden streng nach Datenschutzgrundverordnung behandelt, sie werden verschlüsselt, anonymisiert und nach Ablauf der geforderten Aufbewahrungsfrist gelöscht.
Sie bieten Ihren Service bundesweit an, in den Bundesländern gibt es aber unterschiedliche Bestimmungen für die Gastronomie, etwa welche Daten der Gäste erhoben werden werden müssen. Wie regeln Sie das?
Eine einheitliche Lösung wäre tatsächlich auch für uns einfacher gewesen. Während im Saarland zum Beispiel nur der Zeitpunkt des Betretens der Gaststätte erfasst werden muss, gilt in Bayern der Zeitraum des Aufenthalts. In Schleswig-Holstein müssen die E-Mail-Adressen erfasst werden, in Hessen nicht. Wir haben jetzt in den Service diverse Auswahlmöglichkeiten integriert, sodass der Gastronom bei der Erfassung der Kontaktdaten seiner Gäste alle länderspezifischen Anforderungen erfüllen kann.
Wie viele Gastronomen nutzen Ihren Service?
Bundesweit sind es mittlerweile mehr als 300 Betriebe, in Bayern sind es derzeit 100, davon etwa die Hälfte in München. Das sind noch überschaubare Zahlen. Aber die Gastronomie hat auch gerade erst aufgemacht. Weil die Plattform kostenlos ist, können wir auch kein Geld für Werbung ausgeben. Wir hoffen, dass sich über Medien und Mundpropaganda der Service trotzdem verbreitet.
Interview: Beatrice Oßberger