München – Lehrerverbände wehren sich auf breiter Front gegen Zusatzbelastungen während der Ferien. Anlass ist ein kultusministerielles Schreiben, in dem eine Notbetreuung von Schülern durch Lehrer während der Pfingstferien angeordnet wird. Das Schreiben vom 18. Mai beginnt salbungsvoll („kann man den Dank … nicht oft genug wiederholen“), weist die Schulleiter aber an, die Notbetreuung von Kindern der Jahrgangsstufen 1 bis 6 während der acht Werktage in der Ferienzeit von 8 bis 16 Uhr sicherzustellen. „Wie schon in den Osterferien soll die Betreuung durch Lehrkräfte erfolgen“, heißt es weiter. Das sei wichtig, weil viele Betriebe ihren Mitarbeitern Urlaub verordnet hätten, der nun langsam aufgebraucht sei. Dagegen hat sich vergangene Woche die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann, scharf gewandt („So nicht! Lehrer jetzt raus aus der Notbetreuung!“) – ohne Erfolg.
Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände (AbL), in der der BLLV nicht Mitglied ist, befürchtet Präzedenzfälle und sorgt sich, dass die Lehrer auch in den Sommerferien für die Betreuung oder gar Unterricht herangezogen werden. Es stünden „Forderungen im Raum“, gegen die man sich vorbeugend wehre, heißt es auf Nachfrage. Gemeint sein könnte eine Bemerkung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), kein sonderlicher Lehrerfreund, der kürzlich bei einem Schultermin Angebote für „freiwilliges Nachlernen“ in den Sommerferien in Aussicht gestellt hatte – ohne das konkreter zu erläutern. Auf Nachfrage erklärte das Kultusministerium, derzeit werde „gemäß dem entsprechenden Ministerratsbeschluss eine Notbetreuung für die Sommerferien“ vorbereitet. „Die Betreuung in den Sommerferien wird einen freizeitpädagogischen Schwerpunkt haben, die dem Wesen der Ferien – Erholung von anstrengenden Schulwochen – entspricht.“ Damit wären eher weniger die Lehrer gefragt, dafür mehr Sozialpädagogen.
Offen ist noch die Zeit nach den Sommerferien: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hofft nach den Sommerferien auf eine Rückkehr der Schulen zur Normalität. „Schön wäre ein Regelbetrieb“, sagte Söder am Dienstag nach einer Kabinettssitzung. „Vielleicht geben es die Infektionszahlen auch her.“ Versprechen konnte er es nicht. Falls Infektionszahlen hochschnellten, müsse man weiterhin Maßnahmen ergreifen. Eine Prognose sei derzeit nicht möglich. dw