Zurück auf die Hantelbank

von Redaktion

VON DOMINIK GÖTTLER

München – Das Warten hat ein Ende. „Wir atmen auf“, sagt Renate Holland, die sieben Fitnessstudios betreibt, etwa in Brunnthal und Grafing. Seit Wochen tüftelt sie, wie ihre Studios in Zeiten von Corona wieder öffnen können. Am Dienstag kam nun grünes Licht aus der Staatsregierung. Zum 8. Juni dürfen Fitnessstudios und Indoor-Sportstätten wieder aufsperren.

Nur unter welchen Bedingungen? Das steht noch nicht endgültig fest. Im Laufe der Woche soll eine entsprechende Verordnung veröffentlicht werden, heißt es aus dem Innenministerium. Renate Holland rechnet etwa mit vorgegebenen Mindestabständen, einer maximalen Besucherzahl und eingeschränktem Betrieb der sanitären Anlangen. „Das können wir möglich machen, wir sind vorbereitet.“

An eine Mundschutzpflicht während des Trainings glaubt Holland aber nicht. „Das ist einfach nicht möglich.“ Dass sie Sportwillige abweisen muss, weil die Studios sonst zu voll werden, befürchtet sie ebenso wenig. „Die Erfahrungen aus anderen Bundesländern, in denen die Studios schon auf haben, zeigen: Die Leute sind noch vorsichtig.“

Trotz aller Erleichterung über den Eröffnungstermin ist Holland enttäuscht von der Politik. „Mich ärgert, dass unser Gesundheitsminister nicht anerkannt hat, was wir in unseren Studios leisten. Unser Training hilft den Menschen bei diversen gesundheitlichen Problemen. Trotzdem wurden wir häufig nur als Muckibuden dargestellt.“ Auch Franz Jungmeier, der zwei Fitnessstudios in Freising betreibt, hält die Öffnung für überfällig: „In den vergangenen Wochen waren die meisten Menschen sehr unter Stress. Und die beste Möglichkeit, den abzubauen, ist nun einmal Sport und Bewegung.“

Bei der Fitnesskette McFit, die 20 Studios in Bayern betreibt, rechnet man damit, dass die Regeln ähnlich wie in anderen Bundesländern ausfallen werden. „Dort gilt etwa: Umkleiden und Duschen bleiben geschlossen, die Atemmaske für den Trainingsbetrieb wird empfohlen, ist aber freiwillig. Und im Studio sorgen wir dafür, dass Mindestabstände gewahrt bleiben“, sagt Unternehmenssprecher Pierre Geisensetter. Zudem werden die Sportler gebeten, ihr Training auf eine Stunde zu beschränken. Die Erfahrung aus den anderen Bundesländern zeige, dass der Betrieb auch mit Auflagen reibungslos laufen könne.

Lange gedulden mussten sich auch die Freunde des Klettersports. „Die Hallen werden sich jetzt Konzepte überlegen müssen, wie sie den Besucherandrang steuern“, sagt Elias Hitthaler vom Deutschen Alpenverein. Wie das gehen kann, zeigt etwa das DAV-Kletterzentrum in Freimann. Dort sind bereits die Außenbereiche geöffnet und auf der Internetseite kann live verfolgt werden, wie viele freie Plätze aktuell verfügbar sind. Eine tägliche Reinigung oder Desinfektion der Klettergriffe hält Hitthaler nicht für praktikabel. „Beim Klettern kommt zugute, dass der Sportler in der Regel seine Hände mit Magnesia einreibt, um für besseren Halt zu sorgen.“ Gerade bei den flüssigen Präparaten, in denen 70 Prozent Ethanol enthalten ist, habe das eine desinfizierende Wirkung.

Markus Grünebach, Boulderwelt-Inhaber mit zwei Hallen in München, schätzt, dass künftig nur etwa ein Drittel der üblichen Besucherzahl in seinen Hallen möglich sein wird. Auch hier soll ein Ampelsystem im Internet den Besucherandrang steuern. Umkleiden und Spinde bleiben ebenfalls geschlossen und auch die Boulderer werden angehalten, nicht zu lange zu bleiben. „Wir werden zwar unter diesen Bedingungen noch nicht kostendeckend arbeiten können“, sagt Grünebach. Ein Teil der Mitarbeiter werde weiter in Kurzarbeit bleiben müssen. „Aber es ist ein erster Schritt, damit das Minus nicht weiter so stark anwächst wie jetzt.“  (mit mh)

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