Jakobs Rettung in letzter Sekunde

von Redaktion

VON STEFANIE WEGELE

Ismaning – Vor knapp zwei Wochen ist Eva V. aus dem Landkreis München mit ihrem dreijährigen Sohn auf dem Spielplatz. Auf dem Rückweg nimmt sie vom Bäcker noch ein paar Quarkbällchen mit. Im Garten setzt sich der Bub brav auf seinen Platz und beißt ein Stückchen von dem kleinen Krapfen ab. „Plötzlich kam mir Jakob röchelnd entgegen, krächzte noch leise Mama und sackte dann vor mir zusammen“, berichtet Eva V. Voller Panik beginnt die 38-Jährige wie am Spieß zu schreien.

Ihr Mann, der an diesem Tag glücklicherweise im Homeoffice arbeitet, kam herbeigerannt. Eine Nachbarin, die gerade mit ihrem Hund Gassi geht, alarmiert den Notarzt. Eine weitere Nachbarin, die gelernte Krankenschwester ist, reanimiert Jakob sofort. Weitere Helfer stellen sich an die Straße, um dem Rettungsdienst den Weg zu weisen.

Der Disponent der Rettungsleitstelle erkennt sofort den Ernst der Lage und schickt Sanitäter des Roten Kreuzes Ismaning, den nächstgelegenen Notarzt am Krankenhaus Bogenhausen sowie den Rettungshubschrauber Christoph 1 am Standort Harlaching samt spezialisiertem Kindernotarzt zur Adresse der Familie. An diesem Tag hat der erfahrene Notfallsanitäter und Leiter der BRK-Bereitschaft Ismaning, Fried Saacke, Rufbereitschaft. Er ist mit seinem Einsatzfahrzeug nur wenige hundert Meter vom Unglücksort stationiert und trifft bereits einige Minuten nach der Alarmierung ein. „Das Kind war aufgrund des Sauerstoffmangels bewusstlos, aber das Herz schlug“, berichtet Fried Saacke.

Der Versuch, Jakob auf den Kopf zu stellen und die Quarkkugel durch Schläge auf den Rücken zu entfernen, scheitert. Das Bällchen war mittlerweile aufgequollen, saß zu tief und der Dreijährige war zu schwach. Die Sanitäter versorgen das Kind mit Sauerstoff und gaben ihm Medikamente zur Sedierung. Erst mit einem speziellen Spatel, an dessen Spitze eine Kameralinse angebracht ist, die das Bild überträgt, können die Retter das Stück Quarkbällchen erkennen und mit einer Zange langsam herausziehen. Mit einer Absaugpumpe werden die letzten Reste entfernt. Schließlich führen die Helfer einen Tubus ein, um Jakob zu beatmen.

Per Rettungshubschrauber wird der Dreijährige in eine Münchner Klinik geflogen. Denn laut BRK bestand immer noch die Gefahr, dass der Hals zuschwillt und noch kleinere Speisereste in den Bronchien liegen. Nach zwei Tagen in der Kinderklinik dürfen die Eltern ihren Bub wieder mit nach Hause nehmen.

Mit einem Schreiben ans Rote Kreuz bedankt sich Eva V. bei allen Rettern: „Jakob ist schon wieder ganz der Alte. Genauso süß und verrückt wie eh und je!“ Und er hat sogar schon wieder nach einem Quarkbällchen gefragt, erzählt die Mama. Aber die sind jetzt erst einmal vom Speiseplan gestrichen.

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