München – Bei Bayerns Waldbesitzern droht die Motivation zur Borkenkäferbekämpfung im Wald zu schwinden. „Bislang konnten wir oder der Revierförster die Leute in unserem Gebiet mit gutem Zureden immer noch überzeugen“, sagt Josef Denk, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung in Freising. Aber er fürchtet: Wenn der Borkenkäfer im Sommer so richtig aktiv wird, dann könnte der ein oder andere kapitulieren und die geschädigten Bäume nicht mehr aus dem Wald entfernen. Denn bei den aktuellen Holzpreisen sei es für viele Waldbesitzer nicht mehr möglich, kostendeckend zu arbeiten.
„Wenn man mit seinem Waldstück draufzahlt, dann werden sich viele fragen: Wozu mache ich das überhaupt noch?“, sagt auch Hans Ludwig Körner, Geschäftsführer beim Bayerischen Waldbesitzerverband. Aktuell liege der Preis für einen Festmeter Fichtenholz bei rund 25 Euro. „Vor vier, fünf Jahren waren wir bei etwa 100 Euro.“ Doch seitdem haben Trockenheit, Borkenkäfer, Stürme und Schneebruch so viel Holz auf den Markt geschwemmt, dass sich die Sägewerke vor günstigem Holz – etwa auch aus Tschechien – kaum retten können. Die Forstarbeiter, die vom Borkenkäfer befallene Bäume aus dem Wald holen, könne man mit diesem Preis nicht mehr bezahlen, sagt Körner. Nur: raus müssen die Bäume. Dazu ist der Waldbesitzer verpflichtet. Weigert er sich, kann der Revierförster über das Landratsamt eine Zwangsmaßnahme einleiten. Am Ende landet die Rechnung wieder beim Waldbesitzer.
Um diese Spirale zu stoppen, haben nun die Bayerischen Staatsforsten einen Beschluss gefasst, der den gebeutelten Waldbesitzern etwas Luft verschaffen soll. Der staatseigene Betrieb öffnet seine sogenannten Nasslager auch für Holz, das nicht aus dem Staatswald stammt. Nasslager sind spezielle Lagerstätten, in denen das Holz künstlich beregnet wird, damit es nicht austrocknet, nicht reißt und sich nicht verfärbt. Zudem mag der Borkenkäfer kein nasses Holz. In diesen Lagern soll das Holz bleiben, bis es zu einem höheren Preis verkauft werden kann. Die Staatsforsten verfügen über eigene Nasslager für 1,4 Millionen Festmeter Holz. Derzeit sind nach eigenen Angaben neun der 21 Lager in Bayern in Betrieb, in Oberbayern in Schwaberwegen bei Forstinning (Kreis Ebersberg), Stillern bei Landsberg am Lech, Neuburg an der Donau und in Mehring bei Burghausen (Kreis Altötting).
Diese Öffnung für Privatwaldbesitzer sei „eine große Entlastung“, sagt Körner. Eingelagert werden kann dort aber nur gebündelt, etwa über eine Waldbesitzervereinigung. Einzellagerungen von Waldbesitzern mit geringen Mengen werden nicht zugelassen, betonten die Staatsforsten.
Für Josef Denk vom WBV Freising ist die Öffnung der Lager zwar ein Fingerzeig, aber nicht die Lösung aller Probleme. „Am Ende müssen wir hier auf die Natur hoffen.“ Auf eine Witterung, die dem Borkenkäfer nicht so gut schmeckt. Denk sagt: „Ein nasser Sommer wäre Gold wert, auch wenn das manche nicht so gerne hören.“ DOMINIK GÖTTLER