München – Fast wäre das Material ganz ausgegangen: „Wir hatten nur noch 20 Infusionsbestecke und zehn FFP2-Schutzmasken“, berichtete Notfallsanitäter Martin Noß. Gemeinsam mit der Rettungsassistentin Marie Praß Cuenca leitet er die Rettungswache in Gröbenried (Kreis Dachau) – und verzweifelte in den vergangenen Wochen oft bei der Ausstattung seiner Mitarbeiter. „Es gab Tage, an denen wir nicht wussten, wie wir weitermachen sollen“, sagt Praß Cuenca. Denn neben der Schutzausrüstung fehlte während der Corona-Krise auch Personal.
Für das große Engagement der Einsatzkräfte bedankte sich Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gestern bei einem Besuch des Bayerischen Roten Kreuzes in München. „Es ist großartig, was geleistet worden ist“, betonte er. Nur den Helfern und den weiteren Beschäftigten im Gesundheitswesen und der Pflege sei es zu verdanken, dass es Bayern bisher vergleichsweise gut durch die Krise geschafft habe. „Der Rettungsdienst im Land hat zu jedem Zeitpunkt bestmöglich funktioniert“, lobte er.
Die 40 Mitarbeiter des BRK-Krisenstabs haben in Eigenregie unter anderem mehr als 8,74 Millionen Handschuhe, 2,87 Millionen Mund-Nasenschutz-Masken und knapp 1,13 Millionen FFP-Schutzmasken beschafft. 27 Millionen Euro hat das BRK für Schutzausrüstung ausgegeben. „Wir hoffen auf Ihre Hilfe“, appellierte BRK-Präsident Theo Zellner an Joachim Hermann. Die Hilfsorganisationen dürften nicht zwischen die Mühlen von Krankenkassen und Staat geraten, es müsse geklärt werden, wer die Kosten trägt. Herrmann versprach eine schnelle Lösung: „Ich bin zuversichtlich, dass wir das noch vor der Sommerpause geregelt bekommen“, sagte er.
Aktuell hat das BRK ausreichend Ausrüstung. Zellner forderte, für die Zukunft zur Vorsorge einen Vorrat anzulegen: „Der Markt wird das nicht erledigen.“ Auch das soll „zügig angegangen werden“, antwortete Herrmann. „Wir lernen viel“, sagte er. Die Vorratshaltung solle „deutlich verbessert“ werden. Mit der Situation, dass gleichzeitig alle Länder weltweit Material und medizinische Geräte benötigen, habe man nicht gerechnet. Ausgezahlt habe es sich dagegen, dass Krankenhausbetten und Krankenhäuser nicht so reduziert wurden, wie es in einigen Studien empfohlen wurde. „Jetzt ist es ziemlich still geworden bei all den Superexperten“, sagte Herrmann.
Der Innenminister betonte, dass die Krise noch nicht überwunden sei. „Das Virus ist noch immer unterwegs in unserem Land, wir müssen weiter vorsichtig sein.“ Ein Datum, wann der Katastrophenfall aufgehoben wird, gibt es noch nicht. „Wir bereiten uns intern darauf vor, wie wir das organisieren“, so Herrmann. „Es kann kein Dauerzustand bis zum Jahresende sein.“ CLAUDIA SCHURI