München/Berlin – Bei der Abstimmung im Bundesrat zur Zukunft der Sauenhaltung in Deutschland an diesem Freitag hofft die Branche auf einen Kompromiss unter den Landesregierungen. Ein Scheitern würde letztlich den Trend beschleunigen, dass die Sauenhaltung und damit die Ferkelerzeugung aus Deutschland ins Ausland abwandere, sagte der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, Werner Schwarz, am Donnerstag. Vor allem familiengeführte Betriebe sähen dann keine Perspektive mehr.
Hintergrund ist ein höchstrichterlich bestätigtes Urteil des Oberverwaltungsgerichts Magdeburg aus dem Jahr 2016. In der Kritik steht der sogenannte Kastenstand, ein Metallrahmen, in dem die Sauen gehalten werden. Gefordert ist mehr Bewegungsfreiheit für die Tiere. Nach langwierigen Verhandlungen hatten sich das CDU-geführte Agrarressort in Nordrhein-Westfalen und das unter grüner Leitung stehende Landwirtschaftsministerium in Schleswig-Holstein auf einen Kompromissvorschlag geeinigt.
Der Kompromiss wird auch von Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) unterstützt. Demzufolge müssen Sauen künftig deutlich kürzer als bislang im Kastenstand gehalten werden. Die Kastenstände sollen auch größer werden. Die Tiere dürfen demnach beim Ausstrecken ihrer Gliedmaßen zwar nicht mehr an „bauliche Hindernisse“ stoßen, es ist aber in Ordnung, wenn sie ihre Füße unter ein Schwein im Nachbarkastenstand schieben können.
Tierschützer wie der Deutsche Tierschutzbund und viele grün geführte Agrarministerien in den Ländern sind mit dem Vorschlag unzufrieden. Ärger gibt es nicht nur um die Frage, wie viel Platz die Tiere haben sollten, sondern auch darüber, welche Übergangsfristen den Sauenhaltern für den Umbau der Ställe eingeräumt werden sollen. dpa