Eine krabbelnde Sensation im Schlosspark

von Redaktion

VON CLAUDIA SCHURI

München – Er ist vier bis fünf Millimeter klein, trägt den Namen Triplax Lacordairii und ist extrem selten. Umso größer ist die Überraschung, dass ausgerechnet dieser Pilzkäfer an einer abgebrochenen Buche im Schlosspark Nymphenburg entdeckt wurde. „Der Fund ist eine Sensation“, sagt Matthias Schwahn. „Es ist der erste je belegte Nachweis des Käfers in Deutschland.“ Schwahn ist einer der Kartierer, die in den vergangenen zwei Jahren eine Fülle von heimischen Tier- und Pflanzenarten in der Parkanlage des Schlosses beobachtet und erfasst haben.

Im Rahmen des Kooperationsprojekts Artenschutz, das das Finanz- und das Umweltministerium gemeinsam realisiert haben, wurden die Flora und Fauna im Schlosspark Nymphenburg, im Park Rosenau bei Coburg und in der Eremitage Bayreuth untersucht. Jetzt präsentierten Finanzminister Albert Füracker (CSU) und Umweltminister Thorsten Glauber (FW) die Ergebnisse. Die historischen Parkanlagen seien „nicht nur bedeutende Kulturdenkmale, sondern zugleich wichtige Rückzugsgebiete und Lebensraum für wild lebende Tier- und Pflanzenarten“, erklärte Füracker. Als „Hotspots der Artenvielfalt“ bezeichnete Glauber die Schlossgärten. „Die Ergebnisse des Projekts sind beeindruckend“, sagte er.

In der Eremitage Bayreuth wurde zum Beispiel der Schwarzkäfer als Urwaldreliktart nachgewiesen. Die Parkanlage Rosenau ist laut Glauber „ein Standort von nationaler Bedeutung“, da dort 18 Wiesenpilzarten gefunden wurden – davon stehen 16 auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Im Schlosspark Nymphenburg fanden die Kartierer rund 165 Tiere und Pflanzen, die auf der Roten Liste sind. Nicht inbegriffen sind die Vögel im Park.

Unter den seltenen Arten ist auch die Bedornte Wespenbiene. „Sie wurde zuletzt 1880 in München nachgewiesen“, erklärt Matthias Schwahn. Ansonsten gibt es in Südbayern nur einen aktuellen Nachweis im Kreis Landshut. Die Bedornte Wespenbiene kann wie auch die Knautien-Sandbiene nur dort existieren, wo es die Wiesen-Knautie gibt – und diese Pflanze wächst im Schlosspark Nymphenburg.

„Wir haben in der Vergangenheit viele Dinge richtig gemacht“, sagte Albert Jost von der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung. Dennoch sei es wichtig, in Zukunft bei der Pflege der Schloss- und Parkanlagen noch mehr auf die Belange des Naturschutzes zu achten. „Wir können zum Beispiel über kleinteiligere Bewirtschaftungsformen mit schonender Technik nachdenken“, sagt er. Dafür plädiert auch Wolfram Güthler vom Umweltministerium: „Eine Möglichkeit ist zum Beispiel, die Wiesenmahd anzupassen“, erklärt er. „Wenn man nicht alles gleichzeitig mäht, ist es zwar mehr Aufwand, aber es schützt viele Arten und kommt auch der Historie näher.“ Schon kleine Maßnahmen könnten eine große Wirkung haben.

Für die Untersuchungen im Schlosspark Nymphenburg, im Park Rosenau und in der Eremitage Bayreuth sind die Abschlussberichte fertig. Umweltminister Thorsten Glauber regte an, die Ergebnisse den Bürgern zum Beispiel über eine Infotafel zugänglich zu machen. Das Projekt soll fortgeführt werden: Jetzt sind Kartierungen in den Parks von Schloss Schönbusch bei Aschaffenburg, Schloss Linderhof in Ettal (Kreis Garmisch-Partenkirchen) und Schloss Seehof bei Memmelsdorf (Kreis Bamberg) geplant.

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