München – Der große Stress für mehr als 35 000 Schüler ist vorbei – die Abiturprüfungen sind geschrieben. Im Normalfall stünde jetzt ein Termin an, bei dem alle Absolventen noch einmal zusammenkommen: die Abifeier. Aber den Normalfall gibt es in diesem Jahr nicht. Coronabedingt müssen Alternativen gefunden werden. Und das ist schwierig.
Schulleiter äußern sich kritisch zur Rechtslage. Nach der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung sind die Teilnehmerzahlen von Schulabschlussfeiern laut Paragraf 5 auf 50 Personen in Schulräumen und 100 Personen im Freien begrenzt. Paragraf 16 derselben Verordnung erlaubt indes generell Schulveranstaltungen ohne Obergrenze, sofern der Mindestabstand eingehalten wird. Da müsse das Kultusministerium dringend was klären, heißt es. Die Abitur-Feiern finden dieses Jahr bayernweit am 17. Juli statt – nur wie? Die Schulen suchen nach individuellen Lösungen.
Einen Ausweg bietet die Technik. So plant beispielsweise das Gymnasium Puchheim (Kreis Fürstenfeldbruck) eine Zeremonie mit den Schülern in der Aula. Für die Eltern und Angehörigen gibt es in den Klassenzimmern eine Live-Übertragung. An einem ähnlichen Konzept arbeitet auch das Werdenfels-Gymnasium in Garmisch-Partenkirchen. Zwei Gruppen haben nacheinander in der Aula Platz. Für die Eltern soll es eine Live-Übertragung im Schulhof geben.
Nur eine Alternative bei schlechtem Wetter ist die Live-Übertragung dagegen im Gymnasium Landschulheim Kempfenhausen (Kreis Starnberg). Denn bei gutem Wetter wollen die rund 85 Abiturienten in der Begleitung von maximal einer Person im Freien bleiben. Bei schlechtem Wetter wird die Zeremonie in zwei Turnhallen verlegt. Dabei müssen sich die Schüler in zwei Gruppen aufteilen. Während die eine Hälfte in einer Halle ihre Zeugnisse bekommt, wird es für die andere Gruppe in der zweiten Halle eine Übertragung geben. Bei diesem Alternativplan wären Begleitungen allerdings nicht erlaubt. „Der Indoor-Plan entspricht natürlich nicht dem, was wir wollen. Aber das Wichtigste ist, dass alle Schüler einen besonderen Abi-Moment bekommen, indem ihnen vor einem Publikum ihr Zeugnis überreicht wird“, erklärt Landesschülersprecher Joshua Grasmüller, der ebenfalls unter den Kempfenhausener Abiturienten ist.
In mehreren Gruppen und gestaffelt werden auch die Absolventen des Lise-Meitner-Gymnasiums in Unterhaching (Kreis München) ihre Schullaufbahn beenden. Dort gab es zwischenzeitlich die Überlegung, eine große Feier im Sportpark zu organisieren – mit über 400 Gästen. Doch die wurde mittlerweile verworfen: Schulleiterin Michaela Trinder erklärt: „Unsere Schüler wollen ihre Abschlussfeier in der Schule haben. Außerdem hätten wir im Stadion bei schlechtem Wetter ein Problem.“
Auf Zeit setzen dagegen die rund 90 Abiturienten des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums in Icking (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen). Wie dort die Zeugnisse vergeben werden, ist noch nicht final geklärt. Eventuell könnte der Abiball aber in ein oder zwei Jahren nachgeholt werden. Diese Idee sei bei den meisten Mitschülern gut angekommen, sagt Oberstufensprecher Noah Rosendahl. Die Ickinger wollten eigentlich im Münchner „Backstage“ feiern. Vielleicht klappt es nach der Pandemie.