München – Nahezu wöchentlich sind im Freistaat zuletzt Wölfe aufgetaucht: Mehrere gerissene Schafe im Bereich Traunstein gelten als Hinweis auf einen Wolf. Bisher geht man von sechs getöteten Schafen aus, der Freistaat reagiert mit der Ausweitung der Förderung für Herdenschutz: Im Kreis Rosenheim sind Nutztierhalter in den Gemeinden Samerberg, Frasdorf und Aschau berechtigt, Anträge zu stellen.
Gesichtet wurden die Tiere auch in den Landkreisen Regen, Eichstätt, Schwandorf und Bayreuth. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt (LfU) in Augsburg tappten die meisten von ihnen in eine Fotofalle. Bei den Wölfen handelt es sich in der Regel um durchwandernde Tiere, die auf der Suche nach einem eigenen Terretorium sind. Ein Wolf könne in einer Nacht 50 bis 70 Kilometer zurücklegen, sagte eine Sprecherin des LfU. „Die Tiere sind sehr mobil.“ Insofern könnte jederzeit und überall im Freistaat ein Wolf beobachtet werden.
Zusätzlich gibt es inzwischen in fünf Regionen Bayerns standorttreue Tiere – entweder als Einzelgänger oder als Wolfspaar beziehungsweise Rudel. Und weil die keine fremden Wölfe in ihrem Territorium akzeptieren, ziehen diese weiter. So, wie sich auch Jungtiere etwa ab dem Alter von einem Jahr auf den Weg machen und sich ihr eigenes Revier suchen. Das neueste standorttreue Wolfspaar gibt es seit diesem Jahr im Manteler Forst im Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Weitere feste Standorte sind der Veldensteiner Forst in Oberfranken, die Röhn, der Nationalpark Bayerischer Wald und der Truppenübungsplatz Grafenwöhr.
Die Tiere sind geschützt, unterstreicht die LfU-Sprecherin. Deswegen gehe es darum, für ein „gutes Miteinander von Mensch und Tier“ zu sorgen. Neben der Förderung des Herdenschutzes sei es auch möglich, dass Schäden durch Wolf, Bär oder Luchs über den „Ausgleichsfonds Große Beutegreifer“ ersetzt werden. Der Ausgleichsfonds ist ein Zusammenschluss von Bund Naturschutz (BN), Wildland-Stiftung, Landesbund für Vogelschutz (LBV) sowie World Wild Fund For Nature (WWF) und wird vom Bayerischen Naturschutzfonds unterstützt.
Wölfe siedelten sich dort an, wo ihnen die Nahrungssuche leicht falle, sagt die Fachfrau. Ein weiteres Kriterium sei ein sicherer Platz für die Aufzucht von Jungen. „Wenn ein Wolf merkt, er hat an einer Weide leichtes Spiel, kommt er möglicherweise wieder.“ Wird er jedoch von einem Elektrozaun oder einem dominant auftretenden Hund gestoppt, dann merke sich der Wolf das auch.
Gut geschützte Schafe können durchaus in einem Wolfsterritorium leben, sagt die LfU-Sprecherin. Dass sich Nutztierhalter um ihre Tiere sorgen und sie schützen wollen, sei verständlich. „Diese Ängste müssen wir ernst nehmen. Wir müssen das Zusammenleben mit Wölfen erst wieder lernen.“