München – Die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Bayern ist im ersten Halbjahr 2020 auf 116 angestiegen. Das sind 40 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) mitteilte. In 51 Fällen habe die Corona-Pandemie eine Rolle gespielt. Auch im ersten Halbjahr sei München mit 50 bekannt gewordenen Fällen der geografische Schwerpunkt antisemitischer Vorfälle gewesen.
Dokumentiert wurden zehn gezielte Sachbeschädigungen, fünf Bedrohungen, neun Massenzuschriften und 92 Fälle verbalen und schriftlich verletzenden Verhaltens. In letztere Kategorie fielen 44 Versammlungen, 18 Fälle von Übergriffen und Auseinandersetzungen sowie 15 Schmierereien oder Beschädigungen.
Fast die Hälfte der Vorfälle habe einen Bezug zur Pandemie gehabt. So sei am 20. Mai im Englischen Garten ein Fußballtrainer, der eine Jacke eines jüdischen Sportvereins trug, als „jüdischer Dreckskerl“ beleidigt und Juden für Corona verantwortlich gemacht worden. Mit dem Aufkommen der „Corona-Rebellen“ sei die Zahl bekannt gewordener antisemitischer Vorfälle aus dem verschwörungsideologischen Spektrum auf 28 angestiegen. RIAS Bayern registrierte auf 37 Versammlungen, die sich gegen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie richteten, antisemitische Vorfälle. Auf mindestens acht Veranstaltungen seien „Judensterne“ getragen worden, womit die Judenverfolgung im Nationalsozialismus verharmlost worden sei. kna