Bayerns digitaler Reiseführer

von Redaktion

München – Die Szenen sind bei schönem Wetter in vielen Regionen Oberbayerns ähnlich: lange Autoschlangen, überfüllte Parkplätze, genervte Anwohner. Thorsten Schär, der Geschäftsführer der Alpenregion Tegernsee Schliersee, drückt es sehr wohlwollend aus: „Wir sind an einigen Tagen von der Anzahl der Ausflügler überrascht worden.“ Die Wirte und Hoteliers brauchen die Tagestouristen, betont er. Jetzt in der Corona-Zeit sogar mehr denn je. Aber die Belastung ist hoch. An manchen Tagen so hoch, dass Schär fürchtet, die Offenheit der Anwohner für Tagesgäste könnte leiden.

Deshalb war seine Region eine der ersten, die versucht hat, mit einem Online-Ticker die Besucherströme zu lenken. Bei der Vorstellung des neuen bayernweiten Ausflugstickers im Wirtschaftsministerium berichtete er gestern von seinen Erfahrungen. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte er. Die Zahl der Tagesgäste habe insgesamt zwar kaum nachgelassen. „Es gelingt uns aber, sie innerhalb der Region zu lenken.“ Besucher können sich in dem Live-Ticker beispielsweise darüber informieren, welche Parkplätze bereits voll belegt sind – und direkt andere ansteuern.

Auf den oberbayerischen Ausflugsticker gab es seit Pfingsten mehr als 550 000 Zugriffe. Nun soll die Besucherlenkung auf ganz Bayern erweitert werden. Tourismusminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat auch die Tourismusverbände aus Ostbayern, Franken und dem Allgäu ins Boot geholt, um ihre Informationen auf der Internetseite www.ausflugs-ticker.bayern zu bündeln. Die einzelnen Regionen tickern dort über die Lage vor Ort – nicht nur um Staus und Warteschlangen zu verringern, sondern auch um unbekanntere Ausflugsziele mehr zu bewerben. Für weniger stark besuchte Regionen könnten die Pandemie und der neue digitale Reiseführer auch eine Chance sein, mehr Gäste anzulocken, glaubt Klaus Stöttner, Präsident des Tourismusverband Oberbayern München (TOM).

Darauf hofft auch Andrea Streiter, die Geschäftsführerin des Tourismusverbands Inn-Salzach. „Wir wollen den Ticker nutzen, um mehr auf unsere Region aufmerksam zu machen und um zu zeigen, was wir zu bieten haben“, sagt sie. Der Ticker werde gut genutzt, berichtet sie. Für ihre Region gab es seit Pfingsten mehr als 40 000 Zugriffe.

TOM-Präsident Stöttner betonte aber auch, dass der neue Internet-Ticker im nächsten Schritt noch professioneller gemacht werden müsse. Bisher geben die einzelnen Regionen die Daten per Hand ein. Nicht alle aktualisieren gleich häufig. Auch Aiwanger sprach von einer „Version 1.0“. „Unser Ziel ist jetzt erst mal, die Seite in die Köpfe der Menschen zu bekommen“, betont er. „Wenn sie sich dort informieren, bevor sie losfahren, wäre das ein riesiger Fortschritt.“ KATRIN WOITSCH

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