München – Überlastet, verstopft, zusammengebrochen – der Start in die Digitalisierung der Schulwelt inmitten der Corona-Krise verlief holprig. Die digitale Plattform Mebis, vom Ministerium eigentlich nur als Ergänzung entwickelt, erwies sich als nur halbwegs praktikabel. Daher hat sich das bayerische Kultusministerium im Mai entschlossen, für einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag die Microsoft-Lösung MS Teams zu kaufen. Besser gesagt: Es ist eine Art Leasing.
Denn der Vertrag läuft zum 30. September schon wieder aus, erfuhr nun der schwäbische Grünen-Landtagsabgeordnete Max Deisenhofer, der auf dem üblichen parlamentarischen Weg eine Anfrage an das Ministerium gestellt hatte. Allerdings gebe es eine „Verlängerungsoption bis maximal 31. Dezember 2020“, heißt es in der Antwort auf seine Anfrage. Offenbar ist das für das Ministerium auch eine Preisfrage. „Der Vertrag sieht eine degressive Preisstaffelung nach Anzahl der Schulen und Laufzeit des Vertrages vor.“ Kosten entstünden vor allem durch Support-Dienstleistungen, weniger durch die Lizenzgebühren. Deisenhofer ist von der Befristung etwas überrascht: „Wir gehen fest davon aus, dass MS Teams über das Jahresende hinaus benötigt wird.“ Denn Corona-Infektionen würden vermutlich noch länger das Schulleben begleiten, daher seien digitale Klassenkonferenzen auch künftig notwendig. Mit Mebis geht das nicht. Eine Erhebung, wie viele Schulen MS Teams im Moment nutzen, hat das Ministerium nicht angestellt.
Deisenhofer fordert allerdings, vor einer möglichen Vertragsverlängerung eine ordentliche Ausschreibung durchzuführen. Es gebe ja auch andere Anbieter als Microsoft. Zudem fordert er, das Programm möglichst schnell auch für Grundschulen nutzbar zu machen.
Auch der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbands mahnt Verbesserungen an. „Die großen Hoffnungen, die man in einigen Bundesländern an die landesweiten Lernplattformen knüpfte, haben sich nicht erfüllt“, sagte der Deggendorfer Schulleiter Heinz-Peter Meidinger der Katholischen Nachrichten-Agentur. Es dauere „viel zu lange, bis sie wirklich in der Praxis ankommen“. Außerdem habe sich „gezeigt, dass sie von der Effektivität, den Möglichkeiten, von der Bedienerfreundlichkeit und der Kapazität her kaum mit bereits vorhandenen kommerziellen Tools mithalten können, die beispielsweise in Firmen und von Privatpersonen schon vielfach genutzt werden“. Meidinger regte an, dass sich die Politik mit den „Big Playern“ auf diesem Gebiet zusammensetze, um auf die Bedürfnisse der Schulen zugeschnittene Lösungen zu entwickeln und anzubieten. Dabei müsse natürlich der Datenschutz einen hohen Stellenwert haben. Das sei bei kommerziellen Produkten oft noch ein Manko.