München – Petra Hartwig ist stinksauer. Sieben Stunden lang wartete die Puchheimerin vor der Fürstenfeldbrucker Zulassungsstelle, bis sie endlich an die Reihe kam. Die selbstständig im Außendienst tätige 57-Jährige hatte ihr Auto aus Dortmund überführt und musste nach Ablauf des Fünf-Tages-Kennzeichens in Bruck zur Zulassungsstelle. Online-Termine waren ohnehin alle belegt. Also verbrachte sie etliche Stunden in der Warteschlange. „Das ist doch geschäftsschädigend“, schimpft sie über den Zulassungsstau bei der Behörde.
Nicht nur in Fürstenfeldbruck müssen Autobesitzer derzeit viel Geduld mitbringen, wenn sie ein Fahrzeug zulassen, abmelden oder umschreiben lassen wollen. In Freising etwa dauert es aktuell zwei bis drei Wochen, bis man einen Termin bekommt. Hier kommen mehrere Ursachen zusammen. Schon vor der Corona-Pandemie wurde mit dem Umbau der Zulassungsstelle begonnen, deshalb müssen die Mitarbeiter nun in beengten Verhältnissen arbeiten. Nachdem jetzt auch noch die Abstandsregeln dazugekommen sind, bedeutet das: Schichtdienst. Und zu allem Überfluss kam noch ein Corona-Fall mit zweiwöchiger Quarantäne hinzu. Landratsamts-Sprecherin Eva Zimmerhof betont: „Die Mitarbeiter sind am Rotieren.“
In Dachau kam man die letzten Wochen nur mit Online-Anmeldung in die Zulassungsstelle. Und auch hier waren die Termine bereits weit im Voraus ausgebucht. Das ärgert nicht nur Privatleute, sondern auch die Gewerbetreibenden. Peter Greppmair, Seniorchef eines Autohauses in Odelzhausen, spricht von „bodenlosen“ Zuständen. Ein Fuhrunternehmer, der seine Lastwagen auf Greppmairs Firmengelände abgestellt hatte, habe knapp zwei Wochen warten müssen, um die Kennzeichen für seine 50 Lkw zu bekommen. „Das kann’s einfach nicht sein.“ Bei diesen Betrieben gehe es schließlich um Existenzen. Landratsamts-Sprecher Wolfgang Reichelt gibt zu, dass es wohl noch eine Weile dauern wird, bis alle Rückstände aufgeholt sind. Urlaubszeit und dazu die Kinderbetreuung in Zeiten von Kleingruppenunterricht in der Schule führen dazu, dass die Kapazitätsgrenzen erreicht seien. Das Landratsamt hat nun aber reagiert und bietet ab kommender Woche zweimal wöchentlich Termine für Zulassungen ohne vorherige Anmeldung an.
Freilich ist die Lage nicht in jedem Landkreis gleich angespannt – zumal es mancherorts schon vor der Pandemie immer wieder Beschwerden über die Organisation der örtlichen Zulassungsstellen gab. Aber im Landkreis Miesbach etwa, wo es anfangs auch zu Wartezeiten von bis zu zwei Wochen kam, sind nach Angaben des Landratsamts die wöchentlichen Zulassungszahlen schon wieder höher als in den Wochen vor den Corona-Einschränkungen.
In Fürstenfeldbruck soll die Schlange vor der Zulassungsstelle teils bis zu den angrenzenden Gebäuden gereicht haben, berichtet einer, der anstehen musste. Bürger hätten sarkastisch applaudiert, wenn mal jemand aus dem Gebäude kam. Das Landratsamt rät, regelmäßig die Online-Termine im Blick zu behalten, weil immer wieder kurzfristig Termine frei würden. Trotzdem sollen aber „Optimierungsmöglichkeiten“ entwickelt werden, um die Wartezeiten zu reduzieren. lif/hob/zip/sh