Wo Bayern Radwege baut

von Redaktion

Putzbrunn – Bis in vier Jahren sollen in Bayern für 200 Millionen Euro rund 400 Kilometer neue Radwege an Bundes- und Staatsstraßen entstehen. „Wir wollen damit Lücken im Radwegenetz schließen und Radfahren attraktiver und sicherer machen“, sagte Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) am Freitag in Putzbrunn bei München. Gerade in Zeiten von Corona hätten viele Menschen das Fahrrad auch im Alltag wieder für sich entdeckt.

Von den 200 Millionen Euro, die investiert werden, stammen 110 Millionen Euro aus dem Haushalt des Freistaats und 90 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt. Die Radwege sollen sowohl an vorhandene Straßen angebaut als auch bei Neubauprojekten direkt mit angelegt werden. Darunter sind lange diskutierte Verbindungen wie etwa der Radschnellweg von Garching nach München-Nord (siehe Tabelle). Im Fokus stehen dabei jene Stellen, an denen viele Radfahrer unterwegs sind oder markante Lücken im Radwegenetz geschlossen werden können.

Insgesamt ist ein Pool mit 200 Vorhaben an Bundesstraßen mit einer Länge von 370 Kilometern sowie 239 Vorhaben an Staatsstraßen mit einer Länge von 440 Kilometern entstanden. Allerdings seien nicht alle Vorhaben bis 2024 umsetzbar. „Wir nehmen bewusst mehr Projekte auf, weil wir für den Bau beispielsweise auf private Grundstücke angewiesen sind und diese nicht immer sofort erwerben können“, sagte Schreyer. Radwege, die Städte und Gemeinden unabhängig vom Radwegebauprogramm umsetzen wollen, sind in der Aufstellung nicht dabei. Auch hier sagte Schreyer Fördergelder des Freistaats zu: „Wo die Kommunen selbst anpacken und Bau und Finanzierung übernehmen, unterstützen wir sie.“ Ziel sei es, dass bis 2025 bayernweit 20 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. 2018 waren es elf Prozent, bezogen auf die Zahl der zurückgelegten Wege. Zu den viel diskutierten provisorischen Pop-up-Radwegen in den Großstädten, die in der Corona-Krise entstanden sind, äußerte sich Schreyer zurückhaltend. In der Förderliste ist kein derartiges Projekt enthalten.

„200 Millionen Euro, wovon 90 Millionen aus Bundesmitteln stammen, ist zwar besser als nichts, entscheidende Verbesserungen für den Radverkehr können dadurch aber nicht erreicht werden“, erklärte der Chef der SPD-Landtagsfraktion, Horst Arnold. Die Staatsregierung sei für gut 23 000 Kilometer Bundes-, Staats- und Kreisstraße zuständig. Davon seien 6000 Kilometer mit Fahrradwegen ausgestattet. „Die geplanten zusätzlichen 400 Kilometer Radweg hätten am gesamten Straßennetz gerade einmal einen Anteil von 1,7 Prozent. Das ist lächerlich.“

Auch der verkehrspolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Markus Büchler, äußerte Kritik. „So schaffen wir ganz sicher keinen Anreiz, vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen, zumal für den Straßenausbau und -neubau in Bayern weiterhin Milliarden fließen.“ Schreyer sei am Kernziel, den Anteil des Radverkehrs auf 20 Prozent zu erhöhen, „kilometerweit vorbeigefahren“.  mm/lby

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