SpVgg Hebertshausen statt Real Madrid

von Redaktion

MEIN DORF Klaus Rabl lebt in seinem Elternhaus im Kreis Dachau

Jede Woche beantwortet ein Oberbayer Fragen rund um seine Heimat. Klaus Rabl, 76, lebt in Hebertshausen im Landkreis Dachau. Er ist verheiratet, hat drei erwachsene Söhne, war Bankkaufmann und lebt nun als Rentner in seinem Elternhaus.

Herr Rabl, was ist so schön an Hebertshausen?

Mei, ich bin halt ein alter Hebertshauser, für mich gibt es keinen schöneren Ort. Die Kirche, das Rathaus, die Schule…

Aber ist das denn alles schon gestanden, als Sie klein waren?

Die Kirche hat’s schon gegeben, am Berg oben. Da oben war auch die alte Schule, aber die steht nicht mehr. Die Gaststätte Herzog gibt es auch nicht mehr. Und Rathaus gab es damals noch keins.

Es gab kein Rathaus?

Nein, das Rathaus war erst im Wohnzimmer vom Bürgermeister, und später, als mein Vater Bürgermeister war, gab es dann im Schulhaus ein Zimmer. Das war unsere Gemeindekanzlei.

Im Wohnzimmer vom Bürgermeister?

Das wurde mir halt so erzählt. Aber meistens fanden damals die Sitzungen im Herzog statt.

Im Gasthaus?

Ja, im Gasthaus. Aber das war nur in den 1950er-Jahren.

Wieso wurden Sie nicht auch Bürgermeister nach Ihrem Vater?

Da war ich noch zu jung. Mein Vater war bis 1968 Bürgermeister. Da war ich 24 Jahre alt, da haben manche gesagt, ich soll mich aufstellen lassen. Aber ich hab mich nicht getraut – dann hätten die mich womöglich noch gewählt. Später erst war ich im Gemeinderat, damals hatte ich mit der Gemeindepolitik noch nicht viel am Hut, eher mit Fußball.

Sie waren im Fußballverein?

Ja, bei der SpVgg, von der Schülermannschaft bis zur Ehrenliga. Normalerweise wäre ich sicher zu Real Madrid gekommen – aber ich hatte leider einen lebenslangen Vertrag bei Hebertshausen (lacht).

Wobei es in Hebertshausen sowieso schöner ist als in Madrid.

Sowieso.

Wie schaut’s im schönen Hebertshausen aus mit dem Gesellschaftlichen?

Ja, wir haben ja kein einziges Wirtshaus mehr! Das Gasthaus Herzog ist jetzt ein Italiener und sonst gibt es nur noch das Sportheim. Das ist ja das Schlimme, jetzt, wo ich Zeit hätte, am Nachmittag mal irgendwohin zu gehen und ein paar alte Bierdimpfl zu treffen.

Das ist ja blöd.

Freilich ist das blöd! Ich treff’ keinen mehr, ich erfahr’ nix mehr…

War es, als Sie jung waren, schöner in Hebertshausen als jetzt?

Na, das kann man so nicht sagen. Wir haben zum Beispiel ganz viele neue Bürger, es ziehen viele zu. Das ist für uns schon auch schön.

Interview: Nina Praun

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