München – Sie kommen immer dann, wenn es gerade gemütlich wird – beim Frühstück auf dem Balkon oder dem Grillabend auf der Terrasse. Kaum steht Essen auf dem Tisch, sind sie zur Stelle, nippen an der Limonade oder laben sich am Steak. Und wer nun versucht, sie zu vertreiben, und dabei zu hektisch wird, bezahlt das nicht selten mit einem schmerzhaften Stich. Gerade jetzt im August sind Wespen vermehrt unterwegs. „Im Spätsommer haben die Tiere die Aufzucht ihrer Larven abgeschlossen“, sagt Stefanie Bernhardt vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). „Das heißt, sie haben jetzt Freizeit und damit auch Zeit genug, sich gezielt Nahrung für sich selbst zu suchen.“
Auch, wenn Wespen jetzt in größerer Zahl auftreten, von einer Wespenplage könne in diesem Jahr keine Rede sein, sagt Bernhardt. „Das hält sich alles im Rahmen.“
Auf dem Speiseplan von Wespen stehen Zucker und Proteine. Das erklärt, warum sie nicht nur auf Kuchen fliegen, sondern auch auf Wurst und Fleisch. Für viele sind Wespen deshalb vor allem lästige und darüber hinaus auch noch unnütze Insekten.
Dabei sind es von den Hunderten von Wespenarten, die es in Deutschland gibt, nur zwei Arten, die sich so verhalten und damit für den schlechten Ruf der Wespen verantwortlich sind: die Deutsche und die Gemeine Wespe. Und nützlich sind die Insekten auch. „Zu ihren Beutetieren gehören Schadinsekten wie Blattläuse, Raupen, Fliegen und Mücken“, sagt Bernhardt. „Damit leisten sie allen Gartenbesitzern und Landwirten wertvolle Dienste.“ Zudem spielten die Tiere auch bei der Bestäubung eine kleine Rolle. Besuchen sie eine Blüte, bleiben die Pollen an ihrem Körper hängen und werden weitertransportiert. Zudem dienen Wespen anderen Tieren wie zum Beispiel Vögeln als Nahrung. Auch deshalb sind sie wichtig.
Nerven können sie trotzdem, wenn sie um das Eis und die Limo am Tisch herumschwirren. Um die Tiere erst gar nicht anzulocken, helfen einige Verhaltensregeln. Essen und Getränke sollten abgedeckt werden. Verzichten sollte man auf Parfums und duftende Cremes, denn auch diese Gerüche ziehen die Tiere an. Gleiches gilt für Möbel-Polituren. Und weil auch bunt geblümte Kleidung Wespen anlocken kann, ist es sicherer, das Hawaii-Hemd im Schrank zu lassen.
Was aber tun, wenn die Wespen sich dennoch einstellen? „Ruhe bewahren ist das Wichtigste“, sagt Bernhardt. „Wespen sind keine aggressiven Tiere. Sie greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen.“
Also keine hektischen Bewegungen, nicht nach den Wespen schlagen oder sie anpusten. Das Kohlendioxid in der Luft ist für Wespen ein Alarmsignal und versetzt sie in Angriffsstimmung.
Bernhardt warnt vor weiteren angeblichen Vertreibungstricks, etwa dem Ablenkfutter auf dem Nebentisch. „Damit locke ich nur noch mehr Wespen an“, sagt sie. Andere Methoden wie das Verbrennen von Kaffeepulver oder die Platzierung von Kupfermünzen sind schlichtweg wirkungslos.
Was dagegen tatsächlich hilft, ist eine Sprühflasche mit Wasser. „Wespen sind sehr wasserscheu“, sagt Bernhardt. „Werden sie besprüht, glauben sie, dass es regnet, und flüchten in ihr Nest.“
Apropos Wespennest: Auch diese sind geschützt und dürfen ohne Genehmigung nicht entfernt werden. Hier selbst tätig zu werden, ist bei bis zu 7000 Bewohnern pro Nest ohnehin eine schlechte Idee. Hilfe und Rat rund um Wespennester gibt es in den Landratsämtern und Stadtverwaltungen.